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Autor: Chris Ziegler

Indienaustausch

Voller Vorfreude startete eine 14-köpfige Schülerinnengruppe des Julius-Echter-Gymnasiums Elsenfeld und ihre Begleitlehrkräfte, Bernd Gehring und Lone Wulff, am Anfang der Herbstferien ihren Besuch in Bangalore, Indien. Nach einer 13stündiger Reise kam die Gruppe um 4 Uhr nachts in Indien an: Müde, aber gespannt auf die kommenden zwei Wochen.

Nach einem freudigen Wiedersehen mit den Austauschpartnern ging es in die Delhi Public School Bangalore East, an der die Gruppe von der Direktorin mit Blumenketten auf traditionelle Weise willkommen geheißen wurde. Im Anschluss gab es direkt eine Führung über den riesigen Schul-Campus, der für mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler ausgelegt ist.

Die folgenden Tage bestanden aus Unterricht, gemeinsamen Abendessen, Ausflügen in die Umgebung und die Innenstadt, Teambuildingaktivitäten und Arbeit am gemeinsamen Austausch-Projekt zum Thema Nachhaltigkeit. Das erste Wochenende stand zur freien Verfügung und wurde von den Gastfamilien dazu genutzt, ihre Gäste noch tiefer in die indische Kultur eintauchen zu lassen.

Das große Highlight begann dann am Montagmorgen. Mitten in der Nacht ging es um 5 Uhr mit einem bis oben vollgepackten Reisebus los, sieben Stunden in Richtung Osten bis nach Pondicherry am indischen Ozean, einst eine französische Kolonie, in der neben dem Meer auch die Altstadt und eine Papierfabrik besichtigt wurden. Die Umgebung konnte mit interessanten Zielen, wie dem Unesco-Weltkulturerbe Panchas Rathas, einer beeindruckenden Felsentempelanlage, und der experimentellen Aussteigerkommune Auroville sowie atemberaubender Natur locken, die einen angenehmen Kontrast zu Enge und Lärm der Millionenstadt Bangalore boten. Auch die Zeit am Strand kam zum Glück nicht zu kurz und so hatte die Gruppe die einmalig Gelegenheit, in Indiens Indischem Ozean zu baden.

Zurück in Bangalore standen dann alle Zeichen auf „Diwali“: Das traditionelle Lichterfest ist in Indien wichtigster Feiertag und großes Familienfest. All das konnte auch die Schülergruppe des JEG aus erster Hand miterleben. Alle wurden, den Bräuchen entsprechend, mit traditioneller Kleidung ausgestattet, zu gemeinsamen Abendessen eingeladen, mit unzähligen Süßigkeiten beschenkt und in das Schmücken und Dekorieren der Wohnungen eingebunden.

Die offizielle Verabschiedung in der Schule am Freitagabend, sogar mit Besuch aus der deutschen Botschaft, war ein weiteres Highlight. Projektergebnisse wurden präsentiert, aber auch die Kulturen der beiden Länder in Form von musikalischen Beiträgen und Tänzen. Auch ein großes Festessen durfte, wie so oft in Indien, natürlich nicht fehlen.

Nun war spürbar, dass der Aufenthalt langsam zu Ende ging und die zwei letzten Tage wurden entsprechend intensiv für letzte Einkäufe, Zeit in der Gastfamilie und dem Feiern von Diwali genutzt.

Am frühen Montagmorgen kamen dann schließlich alle etwas übermüdet am Flughafen in Bangalore an und unter vielen Tränen hieß es Abschied nehmen. Abschied von einer intensiven, abwechslungsreichen Zeit, einer Stadt und einem Land voller Kultur, Erfahrungen und Kontrasten, und vor allem von neu gewonnen Freunden und Familien.

Diese Tränen sind aber wohl der beste Beweis dafür, dass der Austausch für alle Beteiligten eine einmalige Chance war, miteinander und voneinander zu lernen und wertvolle Erinnerungen und Erfahrungen zu sammeln. Die ersten Pläne, wann man sich wieder sieht, wurden auf jeden Fall schon direkt am Flughafen geschmiedet.

Jakob/ Wulff

„Der erste Eindruck zählt, der letzte Eindruck bleibt.“

Gutes Benehmen 4.0 – Knigge für die Arbeitswelt

Vom Dresscode zum Besteckcode – die Arbeitswelt steckt voller Herausforderungen und Fallstricke. „Suppe ist der Endgegner beim Geschäftsessen“, meint Noa Peer schmunzelnd. Im Auftrag der AOK Aschaffenburg hilft sie jungen Menschen, den Sprung von der Schule in das Berufsleben leichter zu bewältigen. Während die ehemalige Schülerin des JEG sonst Assessment-Center durchführt, ist sie an diesem Nachmittag im P-Seminar „Pflegehelden“ auf Einladung der Kursleiterinnen Andrea Schneider und Susanne Pfefferer zu Gast am Julius-Echter-Gymnasium, um dessen Teilnehmerinnen im richtigen Benehmen in der Arbeitswelt zu unterweisen. Knigge 4.0 eben.

„Dress for success“ sagt sie lächelnd und veranschaulicht, dass beim ersten Eindruck zu 55 Prozent das Auftreten und die Körpersprache zählen, während der Inhalt der Worte lediglich zu 7 Prozent Auswirkungen hat. Dazu gehört eine stilvolle Begrüßung ebenso wie die sichere digitale Korrespondenz oder der Smalltalk im Aufzug oder am Kopierer. „Reden Sie übers Wetter, aber nicht über Politik!“, mahnt Peer und zeigt, welche Themen sinnvoll für den freundlichen, aber oberflächlichen Austausch sind. Dabei sollte man auch noch angemessen aussehen und den Dresscode einhalten. Casual? Business Casual? Smart Casual? Und wie steht es eigentlich um Happy Socks? „Wenn man glaubt, dass man mit Quietscheentchen auf den Strümpfen ernst genommen wird – bitte, gern“, erklärt die korrekt im Smart Casual-Stil gekleidete junge Frau den anwesenden Jugendlichen.

Wichtiger sei es aber, sich seine Kleidung nach außen und innen zunutze zu machen, denn die richtige Kleidung macht souveräner, kompetenter, freundlicher. Und manchmal braucht es dafür eben einen formvollendeten Krawattenknoten, den das reine „Mädchenseminar“ mit Feuereifer im Selbstversuch übt. Und nicht nur dabei unterstützt Noa Peer unaufdringlich, sie bietet den zukünftigen Absolventinnen an, ihnen gern mit Rat und Tat bei Bewerbungen und Lebensläufen zur Seite zu stehen. Eine E-Mail genüge – solange die Netiquette beachtet wird.

Pfefferer

Kreativ und engagiert für ein Europa in Frieden, Freiheit und Demokratie!

Julius-Echter-Gymnasium wird mit Europa-Urkunde ausgezeichnet

Hektik in der Aula des Julius-Echter-Gymnasiums. Noch 30 Minuten bis zum Beginn. Letzte Proben, letzte Absprachen, letzte Veränderungen der Sitzordnung. Das Rednerpult wird mit Immergrün und Europaflaggen geschmückt. Der Ehrengast steckt noch im Stau: Kommt er rechtzeitig?

Doch dann setzt die Musik ein: Tuana Yilmaz, begleitet von Jonas Fersch am Klavier und Sebastian Tausch (Gitarre), gelingt es mit ihrer beeindruckenden Stimme, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Großer Applaus. Es ist 10. 30 Uhr am 10. November, und das lang geplante und erwartete Ereignis kann nun beginnen: Der Festakt zur Verleihung der Europa-Urkunde an das JEG Elsenfeld.

Beeindruckende Gästeliste beim Festakt

Schulleiterin Petra Hein ließ es sich nicht nehmen, die zahlreich erschienen Ehrengäste zu begrüßen, nämlich Dr. Robert Christoph, Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Unterfranken, Günther Oettinger als Stellvertreter des Landrats, Elsenfelds Bürgermeister Kai Hohmann, Georg Fath von der Europa-Union Aschaffenburg, Joachim Oberle vom Freundeskreis der Schule sowie Vertreter des Elternbeirats. Besonders freute sie sich über die Anwesenheit des – doch noch dem Stau entronnenen Regierungspräsidenten von Unterfranken, Dr. Eugen Ehmann, der die Europaurkunde in Vertretung des neuen Europaministers Eric Beißwenger überreichen würde. Ihr Dank galt, neben allen Mitwirkenden aus den Reihen der Schulfamilie, den beiden Lehrkräften Stefan Carolan und Marcel Giloj, gleichsam den Gründervätern der Europa-AG, deren herausragendes Engagement rund um Europa durch diese Auszeichnung gewürdigt werde.

Anschließend schnappte sich die Schulleiterin das Mikro und steuerte – sehr zum Erstaunen der in der Aula anwesenden Schülerschaft – direkt auf diese zu, um mit den Schülerinnen und Schülern „Tabu“ zu spielen: Wie würden sie den Begriff Europa erklären? Nach anfänglichem Zögern kamen dann doch recht schnell gute Beiträge, etwa „Garant für Frieden in Europa“ oder schlicht „unser Kontinent“. Letztere Antwort bildete den Aufhänger für Heins weitere Ausführungen. Sie verwies auf die geografische, historische, kulturelle und institutionelle Einheit Europas. Und als ob es von vornherein ausgemacht gewesen wäre, fanden sich diese vier Aspekte auch im anspruchsvollen Programm des Festakts wieder.

Das JEG – eine bunte Schule, auf die man stolz sein kann!

Danach überbrachte Günther Oettinger die Glückwünsche des Landrats; er verwies darauf, dass es die EU geschafft habe, nach zwei verheerenden Weltkriegen für Frieden und Sicherheit zu sorgen: „Aus Feinden wurden Freunde.“ Gerade mit Blick auf die aktuellen grausamen Kriege in der Ukraine und Nahost ein nicht zu unterschätzendes Gut.

Mit einer verblüffenden Parallele begann Dr. Robert Christoph seine Ansprache. Auch er sei einmal Schüler des JEG gewesen, freilich nicht des hiesigen, sondern des Josef-Effner-Gymnasiums in Dachau, mit dem man sich dasselbe Kürzel teile. Als Lehrer für Italienisch sind für ihn vor allem die internationalen Begegnungen das, was Europa bereichert. In Anspielung auf den Namensgeber der Schule, den Würzburger Fürstbischof Julius Echter, hob Christoph hervor, dass das JEG eine bunte Schule sei, auf welche die Schülerinnen und Schüler stolz sein könnten; das hätte zwar dem auf konfessionelle Homogenität bedachten Fürstbischof wohl nicht gefallen, aber genau darin bestünde die Zukunft Europas, nämlich in der Einheit durch Vielfalt, so Christoph.

Quirlig, bunt und mit viel Elan performten die Mädchen der Klasse 5 D dann ihren extra zu diesem Anlass choreographierten Tanz, einstudiert von Sportlehrerin Daniela Racek. Mit wirbelnden Europafähnchen animierten sie das Publikum zu lebhaftem Beifall.

Kikeriki oder Cocorico?

Die Präsentation des Europaprofils durch die Juniorbotschafterinnen des Europäischen Parlaments, Melina Kroth, Victoria Noß und Angelina Treptau, machte anschaulich, weshalb das JEG die Auszeichnung mit der Europa-Urkunde wahrlich verdient hat. Vielfältig, kreativ und immer die EU im Fokus, das ist der gemeinsame Nenner des Engagements. Eine Kostprobe davon erhielt das Publikum gleich mit, denn bei dem von der Europa-AG veranstalteten Europatag für Grundschüler sollte erraten werden, wie der Hahn jeweils in verschiedenen europäischen Landessprachen kräht: Diese Aufgabe wurde von den Schülerinnen und Schülern in der Aula ebenfalls souverän gemeistert.

Aber nicht nur die EU-AG sorgt an der Schule für die Festigung eines europäischen Bewusstseins; eine ebenso große Rolle spielen die Schüleraustausche mit Barbate in Spanien und Pierre-en-Auge in Frankreich, die von Lea Bachmann, Julia Wölfelschneider, Sophie Hein und Laura Fries vorgestellt wurden. Denn wer Europa verstehen will, muss sich auch innerhalb Europas verständigen können. Dabei ist es von Vorteil, dass das Gymnasium in den erlesenen Kreis der Schulen aufgenommen wurde, die eine Förderung durch das Programm „Erasmus+“ erhalten.

Großes Lob von Regierungspräsident Ehmann

„Laudatio bedeutet Lob, und dieses Lob geht an euch“, so Regierungspräsident Dr. Ehmann zu Beginn seiner Festrede. Als unverhoffter Ehrengast aus Würzburg habe er dennoch gerne die Aufgabe übernommen, an Stelle der eigentlich vorgesehenen, mittlerweile aus dem Amt geschiedenen Ministerin Huml die Verleihung vorzunehmen. Das, was Europa ausmache, finde er in beeindruckender Weise an dieser Schule repräsentiert. Besonders angetan haben es dem Regierungspräsidenten die Präsentationen der verschiedenen AGs: „Die waren wirklich vom Feinsten“, so sein aufrichtiges Lob. Seit 2022 ist das JEG nun Botschafterschule des Europäischen Parlaments und habe Beeindruckendes geleistet. Dies sei das Verdienst der Mitglieder der EU-AG, „und mir als Externen ist es bestimmt gestattet, für diese AG Werbung zu machen“, so Ehmann augenzwinkernd. Diese Erfolgsgeschichte muss weitergetragen, der europäische Wertekanon immer wieder aufs Neue erkämpft werden. Allerdings nicht kriegerisch, sondern im Austausch von Ideen, Menschen und Lebensentwürfen. Den Optimismus, dass dies gelingen werde, schöpft er von den Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften des JEG, die gemeinsam vorleben, was Europa bedeutet. „Bleiben Sie weiter kreativ!“, so sein abschließender Appell.

Mit dem Höhepunkt der Veranstaltung, der Übergabe von Urkunde, Plakette und einem extragroßen Scheck, die Anna Aigner von der Bayerischen Staatskanzlei aus München mitgebracht hatte, klang der Festakt, wie sollte es anders sein, mit der Europahymne, dargeboten vom Bläserensemble des JEG, feierlich aus. Einträchtig stand das Publikum und lauschte. Mehr als nur ein Hauch von Europa lag in der Luft.

Wie des Öfteren von verschiedenen Rednern erwähnt, ist ein Kennzeichen Europas seine kulinarische Vielfalt. Dementsprechend schloss sich an die Verleihung der Europa-Urkunde ein kleiner Empfang an. Vermutlich hatten die Gäste vollstes Verständnis dafür, dass sich diese Vielfalt nicht in einem mit europäischen Spezialitäten opulent bestückten Büfett widerspiegelte. Statt dessen fließt das Preisgeld in die Realisierung weiterer Schulprojekte der Europa-AG. Sicherlich eine lohnendere Investition – oder?

Thum

Effizient, digital, zielorientiert – von der Aufgabenstellung zur fertigen Präsentation in 6 Schulstunden

„Googelnde Wikipedianer“ nannte der Medienführerschein die Lerneinheit zur sinnvollen Internetrecherche für Referate und Präsentationen im Schulalltag. Dass weitaus mehr nötig und vor allem möglich ist, als Google und Wikipedia zu befragen, um zu einer anspruchsvollen und überzeugenden Präsentation zu gelangen, erschlossen sich die Schülerinnen und Schüler der 7. Jahrgangsstufe im Rahmen eines Medienkompetenztages. Unter Anleitung und Begleitung ihrer Lehrkräfte erarbeiteten sie vom Verständnis der Themenstellung über die zielgerichtete Recherche und sinnvolle Visualisierung eine informative Präsentation. Dabei lernten sie sowohl verschiedene Suchmaschinen als auch Suchstrategien kennen, Urheberrechte zu beachten und Fakes zu erkennen. Mit viel Freude und Neugier erschlossen sie ihre Themen, diskutierten über die richtigen Fragen zur gewinnbringenden Suche und bastelten mit Hingabe Folie für Folie ihrer Präsentation. Wo hatten sie nochmal das Bild gefunden? Wie war nochmal die URL des Textes? Wo soll abgespeichert werden? Und was, wenn die Technik streikt? Dann tritt der menschliche Faktor wieder in den Vordergrund und stellt das abschließende Element einer gelungenen Präsentation in den Mittelpunkt: die Schüler und ihre Vortragskunst. Und auch die will an diesem Tag geübt werden und vertieft eine entscheidende Schülererkenntnis des Tages: Beim nächsten Mal suche er sich andere Arbeitspartner, um erfolgreich zu sein.

Pfefferer

Bizarre Bücherwelten: JEG fährt zur Frankfurter Buchmesse

„Auch ich in Arkadien.“ Goethe hatte dabei eher Italien im Sinn, aber er konnte auch nicht ahnen, dass kaum 200 Jahre später seine Geburtsstadt Frankfurt Ausrichterin der weltgrößten Buchmesse sein würde. Das wahre Arkadien für Bücherfreundinnen und Gerneleser also. Diesen Ort zu finden und sich zu eigen zu machen, nahmen sich am 20. Oktober eine Busladung Schülerinnen und Schüler sowie eine Hand voll Lehrkräfte aus dem Julius-Echter-Gymnasium vor und wurden nicht enttäuscht: Bücher gab es tatsächlich wie Sand an der Adria. Überraschend war eher das ganze Drumherum, das die Präsentation der Bücher begleitete.

Da wäre an erster Stelle die Prominenz zu nennen, die sich auf der Buchmesse versammelte, um ganz uneigennützig für das Medium Buch zu werben, besonders, wenn es sich um das eigene handelte. Gesehen wurden etwa Deborah Feldman, Sophie Passmann, Thea Dorn und Navid Kermani. Ein Massenandrang vorwiegend junger weiblicher Fans herrschte bei Kelly Cassie, einer Youtuberin, deren Professionalität sich vor allem in ihrem netztauglich-freundlichen Dauergrinsen zeigte, mit dem sie sich von ihren Adorantinnen umarmen ließ. Absolute A-Promis waren natürlich Bernd das Brot und Mainzelmännchen Det, mit denen ein Bild gemacht zu haben einige Lehrkräfte sehr froh gestimmt hat, wie auf dem Foto zu sehen.

Auf die Messebesucher lauerten auch jede Menge interessante Vorträge. Angelockt von Gratisleitungswasser fanden sich einige unserer Lehrkräfte unvermutet (und unfreiwillig) am Stand der Friedrich-Ebert-Stiftung zu einer Veranstaltung mit dem Thema „Steuerprivilegien bei Erbschaften und Schenkungen“ von Julia Jirmann ein. Trotz des zugegebenermaßen wenig attraktiven Titels entpuppte sich diese dann als sehr aufschlussreich. So erben empirisch betrachtet mehr Männer, die Christian heißen, große Vermögen als Frauen. Seit 2009 sind der Bundesrepublik mehr als 78 Milliarden Euro an Erbschaftssteuer entgangen, wogegen sich einige Jungkapitalisten unter 14 Jahren über ein Erbe von insgesamt 33 Milliarden innerhalb eines Jahres freuen konnten.

Ernüchtert ob der krassen sozialen Ungleichheit in unserem Land freute man sich um so mehr über die Geschenke, die es an den Messeständen abzugreifen gab: The Länd, wie sich Baden-Württemberg bescheiden selbstironisch nennt, hat gegönnt, andere Stände waren da wesentlich knausriger (z. B. Schottland). Falls die bereitliegenden Präsente Rückschlüsse über die Solvenz der Schenkenden erlauben, scheint es dem Wirtschaftsstandort Deutschland trotz allem (siehe oben) immer noch gut zu gehen: Vom edlen, nachhaltigen Holzkugelschreiber bis zur noch edleren Jutetasche mit zwei (!) Fächern gab es nichts, was nicht großzügig ausgegeben wurde.

Es sei denn vielleicht die Anzahl der Gratisgetränke. Damit man zunächst in nüchternem Zustand die Buchmesse besuchen kann, wurde um 15 Uhr der angebotene Apérol noch zurückgewiesen und stattdessen Espresso aus Schnapsgläsern der Süddeutschen Zeitung geext, um dann kurz vor Messeende doch noch wahllos Sektgläser in die Hand gedrückt zu bekommen. Dazu wurden „Püllekens“ auf den zum Tresen umfunktionierten Empfangstisch platziert, die man sogar mitnehmen durfte, wenn auch unter den indignierten Blicken der für den Ausschank verantwortlichen Praktikantin.

Dafür, dass die Frankfurter Buchmesse in der Weltrangliste des Bücherpräsentierens seit Jahren ganz oben mitspielt, sorgen die zahlreichen Aussteller aus dem In- und Ausland: An erster Stelle ist hier das Fürstentum Liechtenstein zu nennen, denn im Vergleich mit anderen Nationen beschäftigte es an seinem Stand die meisten Landeskinder (was allerdings auch nicht schwer ist, wenn man nur halb so viele Einwohner hat wie die Stadt Aschaffenburg). Slowenien, das diesjährige Partnerland der Buchmesse, stellte sich als Staat vor, dessen überschaubarer Buchmarkt dennoch vor „Vielfalt“ strotzt. Kein Wunder bei einem Land, in dem sich jeder zweite zum Dichter berufen fühlt. Trotzdem scheint Slowenien bei seinen Bürgern auch Fluchtreflexe auszulösen, wenn man sich die Menge an Reiseliteratur anschaut, welche den Löwenanteil der ausgestellten Buchproduktion ausmachte. Um die kulinarische Vielfalt war es ähnlich bestellt, denn an den zwei Essensausgaben mit slowenischen Spezialitäten waren Eintopfgerichte eindeutig in der Überzahl. Da die Bundesrepublik nicht nur demokratisch und sozial, sondern darüber hinaus auch ein Bundesstaat ist (Art. 20 Grundgesetz), war das Inland gleich 16mal vertreten: Während einige Bundesländer sich im gewohnten Look präsentierten (Rheinland-Pfalz, wer hätte es gedacht, recht weinlastig), verblüffte der Freistaat Bayern mit jugendlichem Pink. Offensichtlich waren die bayerischen Offiziellen davon selbst so überrascht, dass sie diesem liberal-progressiven Flair durch liebevoll arrangierte Holzstapel gegenzusteuern versuchten. So erklärt sich evtl. auch das verlegerische Highlight der ganzen Messe, der Bestseller „Holzstöße der Oberpfalz“, ein Buch vom Büro Wilhelm Verlag, das tatsächlich hält, was der Titel verspricht: Seit Jahren hat die weltweit anschwellende Holzstoßcrowd auf ein profundes Werk wie dieses gewartet, das dem durchweg und traditionell erratischen Wesen der Holzstapelei kundig, kognitiv und gnadenlos analytisch zu Leibe bzw. auf den Stapel rückt.

Nun aber genug der Ansichten und Eindrücke einer Hand voll begleitender, bücherbegeisterter (Deutsch)Lehrer, denn immerhin eroberten mit ihnen 46 Schülerinnen (die zwei Schüler subsummieren wir ausnahmsweise mal unter der weiblichen Form) die heiligen Hallen geballten Wissens und Phantasierens. Ist man den Betrachtungen allerdings bis zu diesem letzten Abschnitt gefolgt, so nimmt es nicht Wunder, dass auch hier sich deutliche Stimmen der Begeisterung finden: Das internationale Flair der Veranstaltung, der unmittelbare Kontakt mit den Buchautorinnen und Bücherschreibern und deren Inspiration für ihre Geschichten sowie die Begegnung mit Menschen aus aller Herren Länder mit Zeit für einen Plausch scheinen dabei besonderes Vergnügen bereitet zu haben.

Aber auch unsere Schüler sind anfällig für die Seiten des Konsums – und da wären wir abschließend wieder bei Goethe „Was man schwarz auf weiß besitzt/ Kann man getrost nach Hause tragen.“

Die Buchmesse als Event für jeden Geschmack also! Wer Bücher liebt, sollte im nächsten Jahr unbedingt wieder mitfahren, und wer nicht, erst recht!

Ingenbleek/Thum