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Autor: Chris Ziegler

„Lesen macht Spaß!“

Am Freitag vor den Pfingstferien fand am Julius-Echter-Gymnasium in den 5. Klassen eine etwas andere Deutschstunde statt. Anlässlich des Unesco-Welttag des Buches und der Buch-Gutschein-Aktion „Ich schenk dir eine Geschichte“ besuchte Frau Welzbacher vom Buchhaus in Elsenfeld die Fünftklässler*innen, um ihnen einen Einblick in die Herstellung und den Verkauf eines Buches zu geben. Zudem stellte sie den Kindern verschiedene aktuelle Kinder- und Jugendbücher vor. Anschließend beantwortete die Buchhändlerin geduldig die vielen neugierigen Fragen der Schüler*innen rund um das Thema Buch und lud sie zu einem Besuch im Buchhaus ein, um dort selbst noch in den vorgestellten sowie weiteren Büchern zu stöbern.

Zum Schluss bekam jedes Kind von der Buchhandlung das Buch „Iva, Samo und der geheime Hexensee“ geschenkt, das nun auch im Deutschunterricht als Lektüre gelesen wird. „Ich schenk dir eine Geschichte“, die Buch-Gutschein-Aktion, ist eine deutschlandweite Kampagne zur Leseförderung. Ziel der Kooperation ist es, Kinder mit spannenden Geschichten für das Lesen zu begeistern und ihre Lesekompetenz zu stärken.

Alle Schüler*innen waren sich am Ende der Veranstaltung einig: „Bücher sind etwas Tolles und lesen macht Spaß!“.

Schöner

Bundessieg für das JEG!

Hannah Amrhein, Lena und Hanna Fries, die den 1. Platz beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ errungen haben, präsentieren in der Aula ihren Siegerbeitrag

Feierstunde am JEG! Grund dafür waren nicht die anstehenden Pfingstferien, sondern der grandiose Erfolg der Schülerinnen Hannah Amrhein, Lena und Hanna Fries (10 C), die am vergangenen Sonntag beim Bundesfinale des Wettbewerbs „Jugend forscht“ mit ihrem Beitrag aus dem Fachbereich Chemie „Best Practice in der Abwassertechnologie: Phosphor-RecycIing durch Elektroflotation“ den ersten Platz errungen hatten. Am 3. Juni stellten sie in der Aula ihre Siegerpräsentation vor.

Davor begrüßte die sichtlich stolze Schulleiterin Petra Hein die anwesenden Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern sowie die geladenen Gäste, darunter Simon Schusser vom Freundeskreis des JEGs, Marion Lebold und Eva-Maria Kulka vom Elternbeirat, Berthold Rüth, Mitglied des bayerischen Landtags, Kai Hohmann, Bürgermeister von Elsenfeld und Bürgermeisterin Waltraud Amrhein aus Dammbach, der Heimatgemeinde der drei Siegerinnen. Ebenfalls waren der Betriebsleiter des Klärwerks Elsenfeld, Herr Specht, und Herr Ulmer als Vertreter der Landwirtschaft sowie Marc Gasper und Thorsten Stürmer von der Initiative „Bayerischer Untermain“ unter den Zuhörern.

In ihrer kurzen Begrüßungsansprache freute sich die Schulleiterin über die famose Leistung der drei Schülerinnen, deren Ruhm auch auf das JEG zurückstrahle, umso mehr als die drei begabten, fleißigen und wissbegierigen Schülerinnen einem nicht-naturwissenschaftlichen Gymnasium entstammen, ohne Uni oder Forschungsinstitut im Hintergrund. Ihr besonderer Dank galt den beiden Betreuern des „Jugend forscht“-Projekts, Jörg Giegerich und Dr. Roland Full.

Dr. Maria Bausback, Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Aschaffenburg, unterstrich sodann in ihrem Grußwort die große Bedeutung einer zielgerichteten Begabtenförderung, wie am JEG geschehen. Talente wie Hannah, Lena und Hanna seien eine Bereicherung für den Wirtschaftsstandort Untermain.

„Im Jahresbericht dieser Schule bin ich unter ,Lehrkörper mit geringfügigem Umfang‘ verbucht.“ Mit dieser augenzwinkernden Feststellung leitete Dr. Roland Full seine Rede ein. Seine Aufgabe am JEG sei es, ein- bis zweimal in der Woche besonders Motivierte in das chemische Experimentieren einzuweihen.

Full, der zuvor fast 40 Jahre Lehrer für Chemie und Sport am Gymnasium in Hösbach, war, ist trotz Pensionierung immer noch Lehrer und Forscher aus Leidenschaft. Dies merkt man auch seinen weiteren Ausführungen zum Projektverlauf deutlich an: Mit viel Empathie, gewürzt mit einer Prise Humor, schildert er dem Publikum, wie aus drei freundlichen, aber schüchternen NeuntkIässlerinnen innerhalb von drei Jahren erst Regionalsiegerinnen, dann Landessiegerinnen und schließlich Bundessiegerinnen wurden. Weder zwei Jahre Pandemie noch ein kleiner Rückschlag beim Wettbewerb in Unterfranken, bei dem die drei Nachwuchswissenschaftlerinnen „lediglich“ den zweiten Platz belegten, konnte sie von der Zielgeraden abbringen.

Richtig spannend wurde es für die Zuhörerinnen und Zuhörer in der Aula, als Full seine Eindrücke vom Bundesfinale von „Jugend forscht“ in Lübeck beschrieb. Die Sonderpreise sowie die hinteren Plätze waren bereits vergeben, ohne dass das JEG Erwähnung fand, und Jörg Giegerich sauer, dass noch nicht mal ein Sonderpreis abfiel. Doch dann die Überraschung, die keiner von beiden für möglich gehalten hatte: Hannah Amrhein, Lena und Hanna Fries wurden im Saal als Siegerinnen ausgerufen, ihr Wettbewerbsbeitrag aus der Chemie wurde von der Jury mit dem ersten Platz belohnt.

Für Dr. Roland Full, der bisher schon weit über 150 Projekte betreut hat, ist dieser Sieg deswegen einzigartig, weil „wir ganz Deutschland gezeigt haben, dass drei clevere Mädchen von einem Provinzgymnasium fast ohne Chemieunterricht Bundessieger im Fachgebiet Chemie werden können.“

Einige kritische Betrachtungen im Hinblick auf die Institution Schule mag sich der ehemalige Chemielehrer Full nicht verkneifen. Viele Schülerqualitäten blieben seiner Meinung nach im normalen Unterricht verborgen, Noten bildeten einen großen Teil des Schülerpotenzials nicht wirklich ab. Deshalb muss die Schule ihren Schülerinnen und Schülern Gelegenheit geben, ihre verborgenen Talente zu entdecken. Erst wenn sie das tut, wird sie ihrem Bildungsauftrag wirklich gerecht.

„Was unsere drei Jungforscherinnen geleistet haben, kann nahezu jeder von euch, ihr müsst es nur wollen“, so sein Appell an das Publikum. Am Ende seiner Rede bedankte sich Full sichtlich gerührt bei seinem Kompagnon Jörg Giegerich für die harmonische Zusammenarbeit.

Höhepunkt der Veranstaltung war dann die Präsentation von Hannah, Lena und Hanna. Die komplexe Thematik ihres Vortrags „Best Practice in der Abwassertechnologie: Phosphor-RecycIing durch Elektroflotation“ illustrierten sie anschaulich und mit auf den Punkt gestalteten Präsentationsfolien. Mehr noch trug ihre lockere, sympathische Art dazu bei, dass sich auch dem Laien erschloss, welch geniales Projekt die drei ausgetüftelt hatten.

Abschließend erzählten sie von der Stimmung und dem kameradschaftlichen Miteinander unter den jungen Forscherinnen und Forschern, der den Wettbewerb in ihren Augen zu etwas ganz Besonderem gemacht habe.

Doch nach dem Sieg ist vor dem Sieg! Im September werden die drei Schülerinnen des JEGs die Bundesrepublik als deutsche Jugendmeisterinnen im Forschen bei der Europameisterschaft der Jungforscher (EUCYS) in Leiden in den Niederlanden vertreten.

Davor ist aber erst mal Ausruhen angesagt, denn auf die Frage einer Reporterin, wie sich die drei Mädchen fühlten, kam prompt die einstimmige Antwort „Müde!“

Thum

Julius Echter von Mespelbrunn: Fürstbischof in Zeiten des Umbruchs

Der Historiker Frank Kleinehagenbrock informiert in einem Vortrag über den aktuellen Forschungsstand zum Namenspatron unserer Schule

Im Rahmen des 50-jährigen Schuljubiläums fand am 31.05. um 19 Uhr am Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld ein Vortrag statt, in welchem Dr. phil. habil. Frank Kleinehagenbrock, Geschäftsführer der Forschungsstelle der Kommission für Zeitgeschichte in Bonn und Privatdozent am Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität Würzburg, die bis heute kontrovers diskutierte Figur des Fürstbischofs aus Mespelbrunn einer historischen Analyse unterzog.

Zu Beginn verwies der Referent darauf, dass ein Mensch des 16. Jahrhunderts aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts nicht eindeutig zu erklären sei, da unsere Wahrnehmung der Welt ganz stark vom 19. Jahrhundert geprägt worden ist: Die heute selbstverständlichen historischen Dimensionen von Staat, Nation und Sozialfürsorge existierten damals nicht. Nachdrücklich betonte er, dass die Menschen in anderen Plausibilitäten lebten und andere Erfahrungen von Herrschaft, Religion und sozialen Ordnungen besaßen. Ihre Deutung der sie umgebenden Welt war noch erheblich von religiösen und naturmagischen Kontexten geprägt, rationale Erklärungsmodelle hatten es dagegen schwer, sich durchzusetzen. Auch Echter ist als typischer Vertreter dieser Umbruchzeit anzusehen, der in seiner Person sowohl humanistische Bildung wie auch religiöse Intoleranz vereinte.

Die Frage, ob die Fürstbischöfe als Landesherrn, die in gewisser Weise in Abhängigkeit vom jeweiligen Domkapitel als Wahlgremium standen, schwach waren, stellt sich zumindest für Echter so nicht, da er seine unangefochtene Autorität während seines langen Pontifikats (1573- 1617) durchsetzen konnte. Dabei gab Kleinehagenbrock zu bedenken, dass das weltliche Herrschaftsgebiet des Hochstifts Würzburg wesentlich kleiner als das Bistum war und von einem geschlossenen Territorium mit fest abgesteckten Grenzen ohnehin nicht gesprochen werden kann, sondern von einer Verdichtung durch Herrschaftsrechte des Fürstbischofs, der freilich immer in Konkurrenz zu anderen regionalen Herrschaftsträgern stand. Außerdem ließen die Folgen der Reformation die bischöfliche Einflusssphäre schrumpfen; Echters gegenreformatorische Tätigkeit entsprang also nicht zuletzt seinen Bemühungen um eine Konsolidierung und Modernisierung seines Herrschaftsbereichs.

Überhaupt ist für Kleinehagenbrock Julius Echter eine widersprüchliche Figur mit Licht und Schattenseiten, dessen Tun von Ambiguitäten geprägt ist: Neben der Gründung der Universität Würzburg, der Förderung des Schulwesens, der Ausbildung von landesherrlicher Infrastruktur und nicht zuletzt der Fürsorge für die Armen, gipfelnd in der Gründung des Juliusspitals, fielen in Echters Amtszeit ebenso die Vertreibung von Protestanten und Juden sowie die Errichtung des Juliusspitals auf dem Grund des jüdischen Friedhofs. Schließlich wird Echter vor allem die Verbrennung von Hexen angelastet; allerdings legen neuere Quellenfunde des Historikers Robert Meier den Schluss nahe, dass der Fürstbischof wohl zu Unrecht als „Hexenbrenner“ in die Geschichte eingegangen ist.

Als Bilanz seines Vortrags möchte Kleinehagenbrock den Würzburger Fürstbischof als Gestalter in einer Phase des Umbruchs verstanden wissen, dessen zukunftsweisendes Agieren als Landesherr in jüngerer Zeit von der Forschung stärker betont wird. In diesem Zusammenhang könne man, bei aller gebotenen Vorsicht gegenüber diesem inflationär gebrauchten Etikett, sogar von einem „modernen“ Herrscher sprechen.

In der anschließenden Diskussion taten sich die etwa 50 Zuhörerinnen und Zuhörer mit einer eindeutigen Bewertung seines Handelns schwer. Aus Sicht Frank Kleinehagenbrocks sollte der Schulname für alle Mitglieder der Schulfamilie Anlass sein, sich immer wieder kritisch mit Echters Schattenseiten zu befassen, und Auftrag, sich für Toleranz und Pluralität in der Gesellschaft zu engagieren. Ein Auftrag, den das JEG als sozialwissenschaftliches Gymnasium gerne annimmt.

Thum

Wenn Lehrer freiwillig vorlesen – ein Rollentausch der etwas anderen Art

Jubiläumslesung „Früher war alles besser! – Schule und Literatur“ im Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld

„Früher war alles besser!“ Diese von den älteren Generationen zuweilen häufig gebrauchte Floskel und dieses pessimistische Verdikt war am Mittwoch, den 25. Mai 2022, das Motto der Jubiläumslesung am Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld. Ein Vorwurf, in dem allgemeine Entrüstung über aktuelle Bildung und Erziehung mitschwingt. Trotzdem lässt es sich nicht leugnen, dass gerade Schule, der Ort des Geschehens, dem unaufhaltsamen Wandel der Zeit unterliegt. Obgleich viele nach wie vor darauf insistieren, dass sich alles ausschließlich zum Schlechten verändert habe, so stellt sich nichtsdestotrotz die Frage: War Schule früher vielleicht einfach nur anders als heute?

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Julius-Echter-Gymnasiums Elsenfeld lasen engagierte Lehrer und Lehrerinnen Auszüge aus Werken bekannter Autoren vor, die sich allesamt um das Thema schlechthin drehten: Schule. Obendrein schlüpften die Lehrer, die Schüler ja angeblich des Öfteren dazu nötigen würden, mit möglichst klarer und bitte lauter (!) Stimme einen Text vorzutragen, nun selbst in die Rolle des Vorlesenden. Die simple Erklärung für dieses Kuriosum: „Lehrer brauchen ein Publikum, auch nach Feierabend“, so Bertram Söller, ehemaliger Deutsch- und Religionslehrer am JEG, der die Lesung mit Erich Kästners berühmter „Ansprache zum Schulbeginn“ eröffnete.

Das Repertoire des Abends umfasste heitere und lustige, teilweise auch nachdenkliche Texte, die von den Lehrkräften des JEG gekonnt vorgetragen wurden. Es lasen vor: Anja Hirdina, Susanne Ingenbleek, Susanne Pfefferer, Dr. Bertram Söller, Raimund Trosbach, Lone Wulff und Alexander Thum, der zudem für die Moderation zuständig war. Andächtig lauschte das rund 50-köpfige Publikum den Abenteuern des vorlauten Sams (Paul Maar), litt während einer Latein-Abfrage mit Buddenbrook-Sprössling Hanno aus Thomas Manns gleichnamigem Weltbestseller und warf einen Blick in die Welt einer 50-jährigen, alteingesessenen Biologielehrerin in Judith Schalanskys „Der Hals der Giraffe“. Selbst die Kunst des Abfassens von Entschuldigungen, die Schüler zu qualitativ hochwertiger Prosa befähigt, war ein Thema des Abends. Literarisch gipfelte der Schulalltag schließlich in eine Horrorszene mit fast schon symbolträchtigem Charakter: Die von Lehrern stets herausgezögerte Aushändigung der Klausuren, die sich als pure Folter der ohnehin schon zum Zerreißen gespannten Schülernerven entpuppt, wie auch der Protagonist aus Ewald Arenz´ Roman „Der große Sommer“ am eigenen Leib zu spüren bekommt.

Die Lesung verging bei all den spannenden Geschichten im Handumdrehen und ehe es sich die Zuhörer versahen, verklang bereits der letzte Text, der letzte Satz und irgendwann auch das letzte Wort des Abends im Hilde-Domin-Saal.

Ein Dankeschön an diejenigen Schülerinnen und Schüler Q 11, die für die Verköstigung an diesem Abend sorgten. Der größte Dank gilt schließlich allen beteiligten Lehrkräften, die ihre Texte durchweg authentisch und kunstvoll vorgetragen haben und das Publikum so mühelos zum Zuhören bewegen konnten.

Schade, dass dieser Rollentausch nicht von Dauer ist, dachte sich wohl der ein oder andere beim Verlassen des Schulhauses. Es ist doch schön mitanzusehen, wenn Lehrerinnen und Lehrer selbst einmal vorlesen, statt diese Aufgabe ihren Schülern zuzuteilen. Ob es das früher gegeben hätte …? Die Antwort liefert die Feststellung, dass heutzutage wohl doch nicht alles schlecht(er) ist.

Sabrina Ball