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Autor: Chris Ziegler

O Canada! – Mehr als nur ein einmaliges Erlebnis

Der Kanadaaustausch im Frühjahr 2020, von dem eine zwölfköpfige Schülergruppe gerade noch am Samstag vor den flächendeckenden Schulschließungen im März zurückkam, war erstmal die letzte internationale Begegnung, die in Präsenz stattfinden und durchgeführt werden konnte. Auch der Gegenbesuch der kanadischen Schülergruppe in Elsenfeld musste nach mehreren Versuchen schweren Herzens endgültig abgesagt werden. 

Dennoch hat nun der März 2022 gezeigt, dass die Schülerinnen und Schüler von diesem Austausch mehr als nur wundervolle Erinnerungen und Fotos mitgebracht haben, sondern auch langanhaltende Freundschaften entstanden sind.

Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem ersten Trip in die verschneiten Rocky Mountains hat sich die Hälfte der damals beteiligten deutschen Schülerinnen und Schüler, die inzwischen alle bereits ihr Abitur abgelegt haben, zu einem Wochenenden in den verschneiten Alpen aufgemacht um wieder etwas Kanada-Feeling und Schnee unter den Skiern zu haben. Der Einladung für ein paar Abfahrten dazuzustoßen sind die beiden Begleitlehrkräfte Herr Gehring und Frau Wulff gerne nachgekommen. Wenn von den ehemaligen JEGlern dafür sogar extra Urlaub beantrag wird und Anreisen aus Dortmund, Hamburg und Berlin in Kauf genommen werden – wer kann da schon „Nein“ sagen?

Eine weitere Begegnung, die zeigt, dass ein Austausch mehr als nur ein einmaliges Erlebnis ist, war der privat organisierte Gegenbesuch einer kleinen aber feinen „Delegation“ aus Kanada. Zwei kanadische Schülerinnen haben, sobald es wieder möglich wurde, ihr beiden deutschen Austauschpartnerinnen besucht und bei dieser Gelegenheit auch dem JEG den ersten internationalen Besuch nach über zwei Jahren beschert. Mit viel guter Laune, interessanten Geschichten und einer Präsentation über ihr Heimatland im Gepäck haben sie an diesem Tag für mehreren Unterstufenklassen den Englischunterricht zu einem echten Highlight werden und Reisefieber und Fernweh endlich wieder in die Klassenzimmer einziehen lassen.

Auszeichnung des Julius-Echter-Gymnasiums als Partnerschule der TH Aschaffenburg

Im prächtigen Ambiente des historischen Hocksaals fand am 16. März die Auszeichnung des Julius-Echter-Gymnasiums Elsenfeld als Partnerschule der TH Aschaffenburg statt. Man kann den Ort der Veranstaltung durchaus symbolisch interpretieren: Denn das einstige Offizierskasino des Jägerregiments wird nun von der Technischen Hochschule genutzt, Wissen ist an die Stelle militärischen Gepräges getreten. Angesichts des Krieges in der Ukraine ein aktueller Verweis auf Bildung als Schlüssel zur Zukunft.

„Bildungschancen in der Region sind Zukunftschancen für die Region“, hob Prof. Dr.-Ing. Martin Meißner, Prodekan der Fakultät Ingenieurwissenschaften, zu Beginn seiner Begrüßungsansprache hervor. Viele Schülerinnen und Schüler stünden der unübersehbaren Menge an Studienangeboten und -orten ziemlich ratlos gegenüber. Deshalb ist es wichtig, bereits während der Schulzeit über attraktive Angebote zu informieren, so Meißner, der das Projekt „Schulkontakte“ leitet. Deswegen hat die TH Aschaffenburg über 60 Module zur Zusammenarbeit mit weiterführenden Schulen konzipiert. In diesen sogenannten Erlebnisbausteinen werden Schülerinnen und Schüler auf vielfältige Weise bei der Berufsorientierung und Wahl des passenden Studiengangs unterstützt. Für fast jedes Interessensgebiet ist etwas dabei. Viele Schülerinnen und Schüler des Julius-Echter-Gymnasiums haben in den vergangenen Jahren bereits die Technische Hochschule kennengelernt, um sich beispielsweise durch den Besuch von Vorlesungen über das Studienangebot zu informieren und auszuprobieren, was zu ihnen passen könnte. Diese erfolgreiche Kooperation soll nun weiter ausgebaut werden. „Heute beginnt etwas ganz Starkes“, so Prof. Meißner.

Den Gedanken des Ausprobierens griff TH-Präsidentin Prof. Dr. Eva-Maria Beck-Meuth in ihrem Grußwort auf: Schülerinnen und Schüler sollten ausprobieren, wo sie glücklich werden und mit den Erlebnisbausteinen ihren Horizont erweitern. Appetit machen, auf Ideen bringen, dafür sei das Kooperationsprogramm genau richtig. Schule wie TH träfen sich in dem Bemühen, Übergänge erfolgreich zu gestalten. Sie freue sich, dass JEG dabei als Partnerschule begrüßen zu können. Gerade im MINT-Bereich sieht Eva-Maria Beck-Meuth eine Stärke des bayerischen Untermains. Das beweist auch die Tatsache, dass seit vielen Jahren Schülergruppen des JEGs im Rahmen des SANTO-Projekts, der Schüler-Akademie für Naturwissenschaften und Technik in der Oberstufe, die TH Aschaffenburg besuchen.

Petra Hein, Schulleiterin am JEG, bedankte sich für die Wertschätzung seitens der Technischen Hochschule. Die Kooperation sei eine besondere Ehre. Mit Blick auf das 50jährige Schuljubiläum betonte sie den Stellenwert von Bildung, schließlich verdanke das JEG, mit nunmehr 850 Schülern des größte Gymnasium des Landkreises Miltenberg, seine Existenz der damaligen Expansion im Bildungsbereich. Neben dem sozialwissenschaftlichen Zweig zeichnet die Einführungsklasse das JEG besonders aus. Über lange Jahre habe man Erfahrungen beim intensiven Begleiten der Absolventinnen und Absolventen der Realschule beim Übergang zur gymnasialen Bildung gesammelt. Diese Schülerinnen und Schüler stellten laut Petra Hein eine besondere Zielgruppe für die Schnupperangebote der TH Aschaffenburg dar. Als drittes Standbein des JEGs hob sie den MINT-Bereich hervor, in dem mit viel Engagement und Herzblut zahlreiche Projekte realisiert worden sind, die den unterschiedlichen Begabungen der Schülerinnen und Schüler gerecht werden. Die vielfältigen Module der beruflichen Orientierung sind für das JEG aus diesen Gründen genau richtig, weswegen sich Schulleiterin Hein auf eine weitere erfolgreiche Kooperation mit der TH Aschaffenburg freut.

Diese Kooperation wurde mit der feierlichen Überreichung einer Urkunde durch die TH-Präsidentin besiegelt.

Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Osthofen

Der Besuch eines Gedenkorts für die Opfer des Nationalsozialismus ist nicht nur fester Bestandteil des bayerischen Geschichtslehrplans ist, sondern trägt wesentlich zum verantwortungsvollen Umgang mit der deutschen Vergangenheit bei. Deshalb besuchten die Klassen 10A/B/R am 08. März 2022 und die Klassen 10C/9+B am 09. März 2022 die KZ-Gedenkstätte Osthofen bei Worms. Das Lager wurde bereits im März 1933 eröffnet und gehört zu den ersten Konzentrationslagern auf deutschem Boden. Sein Ziel war rasche Ausschaltung des politischen Widerstandes gegen die Nationalsozialisten nach deren Machtübernahme, sodass größtenteils Kommunisten, Sozialdemokraten und Zentrums-Politiker inhaftiert waren. Zwar kam im KZ Osthofen niemand zu Tode, doch waren die Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen untergebracht, wurden gequält, ausgehungert und gedemütigt. Nach etwa eineinhalb Jahren wurde das Lager wieder geschlossen, da es seinen Zweck bereits schnell erfüllt hatte und der politische Widerstand in der Umgebung gebrochen war.

Im Zuge der dreieinhalbstündigen Führung wurden die Schülerinnen und Schüler von den sachkundigen Guides zunächst in die historischen Zusammenhänge des Nationalsozialismus und des Konzentrationslagers Osthofen eingeführt. Bei der anschließenden Führung über das Außengelände des Lagers erfuhren die Schülerinnen und Schüler über den harten Alltag der Gefangenen, die eindrucksvollen Anekdoten der Guides machten die schrecklichen Schicksale der Häftlinge greifbar. Im Anschluss besuchten die Schülerinnen und Schüler noch die Dauerausstellung der Gedenkstätte, bevor in der Abschlussdiskussion die bewegenden Eindrücke ausgetauscht und offene Fragen geklärt wurden.

Marcel Giloj

Kanadaaustausch

Das jüngste der JEG-Austauschprogramme wurde im Jahr 2015 durch die Eigeninitiative von Herrn StR Bernd Gehring ins Leben gerufen. Im Rahmen einer privaten Rundreise durch den kanadischen Bundesstaat British Columbia wurde im Wintersportort Golden der Kontakt mit dem Rocky Mountain District hergestellt und mit den Verantwortlichen der Golden Secondary School vor Ort bereits die Planung eines gemeinsamen Austauschprogramms vereinbart. Nach einem Jahr intensivster Vorarbeit konnte im Juli 2016 die Partnerschaft mit dem Schulbezirk offiziell unterzeichnet werden, so dass im Februar 2017 erstmals eine Gruppe von 13 Schülerinnen und Schülern aus der 11. Klasse des Julius-Echter-Gymnasiums nach  Kanada abheben konnte.

Nach einem atemberaubenden Aufenthalt in Golden, einer 7000 Seelen Gemeinde mitten im Herzen der Rocky Mountains unweit des weltberühmten Lake Louise gelegen, sollten weitere Reisen in die einzigartige Bergwelt folgen. Bedingt durch die ländliche Prägung und Weitläufigkeit dieser Bergregion wird das Programm jedes Jahr an einer anderen Schule des Schulbezirks fortgesetzt.  So wurde 2018 die Mount Baker Secondary School in Cranbrook besucht, 2019 die Selkirk Secondary School in Kimberley und 2020 die David Thompson Secondary School in Invermere. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Unterbrechung soll der Austausch 2023 fortgesetzt werden.  

Während ihres außergewöhnlichen Aufenthalts lernen die Schülerinnen und Schüler den Lebensalltag in Schule und Familie, mit all seinen regionalen und kulturellen Besonderheiten, näher kennen, darunter auch die Geschichte und faszinierende Kultur der indigenen Bevölkerung. Sie erhalten darüber hinaus die einmalige Gelegenheit die vielseitige natürliche und sportliche Rocky Mountain Erlebniswelt hautnah zu erleben. Neben winterlichen Wanderungen mit Langlaufskiern und Schneeschuhen in den Bergen der jeweiligen Region, bilden die alpinen Skiabfahrten und Schlittenhundtouren im Bergpanorama des weltberühmten Lake Louise das abenteuerliche Highlight dieses Aufenthalts.