Entdeckungsreise in die Antike
Am 10.07.2024 bekamen 30 Lateinschülerinnen und -schüler der 8. Klassen des Julius-Echter-Gymnasiums beim Besuch des Aschaffenburger Pompejanums die Gelegenheit, die Antike hautnah zu erleben.
Das Pompejanum wurde im Auftrag des von der Antike begeisterten König Ludwigs I von Bayern zwischen 1840 und 1848 erbaut. Es wurde einer in Pompeji ausgegrabenen Villa nachempfunden, dem sogenannten „Haus von Castor und Pollux“, das offensichtlich von einer sehr wohlhabenden Familie bewohnt wurde.
Anders als sein Original diente das Aschaffenburger Pompejanum dagegen nie als Wohnstätte, sondern von Anfang an als Anschauungsobjekt, das die Menschen auf eine Entdeckungsreise in die antike Welt einlädt.
Ganz in diesem Sinne lernten die Klassen bei einer sehr anschaulichen Führung die Räumlichkeiten dieser typisch römischen Villa sowie den Tagesablauf einer römischen Familie kennen.
Dabei bemerkten die Jugendlichen schnell, dass die antike Welt sich in etlichen Punkten gar nicht so sehr von der modernen Welt unterscheidet.
Keine Lust auf ungebetene Gäste? Das Mosaik „Cave canem!“ am Seiteneingang erinnert an sein heutiges Pendant am Gartentor: „Warnung vor dem Hund“.
Muffins für die Gäste gefällig? Kein Problem für den „Thermomix“ der Antike – ein multifunktionales Küchengerät, das nicht nur zum Backen von Grießküchlein, sondern auch zum Eierkochen geeignet war.
Schmeckt das Gericht zu fad? Da kann der römische „Ketchup“ Abhilfe schaffen – mit „Garum“, einer Würzsoße, die in keiner antiken Küche fehlen durfte, ließ sich jede Speise verfeinern. Nur mit deren Hauptzutat – Fisch in Salzlake, der bis zur Fermentation wochenlang in der Sonne stehen musste und dementsprechend roch – konnten sich die Schülerinnen und Schüler nicht so recht anfreunden.
Es ließen sich noch viele weitere Ähnlichkeiten finden, doch manches hat sich auch gravierend verändert.
So erfuhren die Jugendlichen, dass eine fünfköpfige Familie über unzählige Sklaven für jeden noch so kleinen Handgriff verfügte, angefangen von der Morgentoilette bis hin zum Gastmahl am Abend – damals selbstverständlich, heutzutage in unserer Gesellschaft zum Glück nicht mehr vorstellbar. Alleine zum Anlegen der Toga waren mehrere Sklaven nötig, wie die Klassen bei einer Demonstration am eigenen Leib feststellen durften.
Auch die Tatsache, dass Mädchen bereits mit 13 Jahren vom „pater familias“ verheiratet wurden, ließ unsere modernen Jugendlichen nicht unberührt.
Zudem konnten sie sich nur schwer mit dem Gedanken anfreunden, dass in der Antike viele Personen gleichzeitig die öffentlichen Latrinen benutzten und dort in gemütlicher Sitzrunde im doppelten Wortsinn ihre „Geschäfte verrichteten“.
Das wollten die Schülerinnen und Schüler dann doch lieber nicht selbst ausprobieren – auch wenn für vieles andere an diesem Tag galt: „Usus magister est optimus“ (Erfahrung ist der beste Lehrmeister). Ein Ausspruch des berühmten römischen Redners Cicero.
Ebert, Freudenberg