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Poetry Slam am JEG begeistert das Publikum

04. März. 2025

Bühne frei für die Kunst hieß es am 25. Februar um 18:30 Uhr in der Aula des Julius-Echter-Gymnasiums Elsenfeld. Neun kreative junge Menschen stellten sich und ihre Texte in einem Poetry Slam einem großen Publikum vor. Organisatorin Josefine Verführt, seit ihrer Teilnahme an der Schülerakademie Bayerischer Untermain selbst eine erfahrene Poetry Slammerin, freute sich über die erstaunliche Bandbreite der Vorträge: Von heiter bis traurig, von politisch bis poetisch war alles dabei – leise, aber auch laute Töne. Schulleiterin Petra Hein, dank ihrer Familie mit Poetry Slams bestens vertraut, bedankte sich in ihrer Begrüßung ausdrücklich dafür, dass die Abschlussklasse des JEG mal zur Abwechslung eine solche Veranstaltung zur Deckung ihrer Unkosten für ihren Abi-Ball gewählt hatte. Als eingespieltes Moderatorenduo führten dann Josefine und Theo Spilger aus der Q 12 durchs Programm; zu Beginn erklärten sie die Regeln: Selbstverständlich sollten nur eigene Texte zu Gehör gebracht werden, und zwar innerhalb von 5 Minuten. Es gab zwei Runden; die Bewertung erfolgte durch das Publikum.

„Auf ein richtig geiles Leben!“

Los ging’s! Den Anfang machte Lilly Elzenheimer, Schülerin am JEG. Ihren Text widmete sie einer Freundin. In ihrem Blick zurück auf die gemeinsame Zeit, fragte sie sich, was davon bleibe: „Leben an Zahlen zu messen/ Macht doch keinen Sinn“. Eine gute Nachricht gab es aber doch, denn die Erinnerung an die Vergangenheit macht Laune auf die Zukunft. Der Text endete mit einem „Hoch auf dich. Und Gläser heben/ Auf ein richtig geiles Leben!“

Als Zweite ging Franzi Deckelmann an den Start, im Gepäck einen humorvoll-nachdenklichen Text über ihren Hund Manfred, der von ihm selbst verfasst wurde, wie sie augenzwinkernd bemerkte. Manfred nahm kein Blatt vor die Schnauze und schimpfte mit seinem Frauchen, vor allem über deren Handywahn und das Bestreben, jede Sekunde ihres Lebens auf Social Media zu posten: „Dein Leben ist achtmal länger als das meine, screen time hab ich dafür keine.“

Was tun, wenn einem kein Thema einfällt? Einfach das Problem selbst zum Thema machen! So geschehen im Text von Lea Bachmann, ebenfalls vom JEG. Stimmlich gewandt und zeigte sie, dass es ganz leicht ist, über eine Schreibblockade einfach hinwegzudichten. Ihr Fazit: „Manchmal ist nichts das Beste, was passiert.“

Wir haben genau eine Zeit!

Ein melancholischer Grundton durchzog hingegen Franka Flöritz‘ Beitrag. Die Schülerin der Q 12 des JEG vermittelte dem Publikum dank ausgefeilter Sprechtechnik ihr Thema, das Vergehen der Zeit, deutlich hör- und damit auch spürbar. Weiteres Leitmotiv: Die Bilder im Album der Erinnerung als Suche nach dem lyrischen Du.

Mit Adelheid Stauder betrat anschließend die jüngste Teilnehmerin die Bühne; ihr Vortrag handelte ebenfalls vom Vergehen der Zeit. Ein stetiges „Tick Tack“ als Refrain machte auf den Zeitverlust aufmerksam. Als „Gefangene der Zeit“ reimte sich für die 14jährige Slammerin „Listen“ folgerichtig auf „Fristen“. Ihr Tipp gegen das Diktat der Zeit: Auch mal Zeit vergeuden, denn „wir haben genau eine Zeit!“

Anreimen gegen Rechts

Ein brandaktuelles Thema hatte sich Philipp Jung, Elftklässler aus dem JEG, zum Thema seines Texts genommen. Locker und sozusagen aus der Hüfte feuerte er eine bitterböse Wortsalve nach der anderen auf die Verbreiter rechter Parolen ab. Der Refrain „Deutschland, du verletzt mich“ war hier nicht nur metaphorisch gemeint. Timon Werner, der nächste Slammer, zeigte sich einleitend zwar ein bisschen ratlos bezüglich der Zielrichtung seines Texts. Doch sein rhythmisch fließender, reimmächtiger Vortrag hatte eine eindeutige Stoßrichtung – gegen die Politik, beziehungsweise das „Mekka der Meckernden“, weil dies dazu führe, dass sich der Autor lieber vom Pop aus seinem Kopfhörer anstatt von deren Populismus beschallen lässt. Sein Vorschlag: Zusammen vereint in einem Lied gegen Rechts!

Marcella Schnabel holt das Publikum ab

Marcella Schnabel aus der Q 12 das JEG bezeichnete sich zwar als Neuling auf der Bühne, aber sobald sie loslegte, hielt das Publikum buchstäblich die Luft an. In ihrem ausdrucksstarken und emotional bewegenden Text mit dem Titel „Mitternachtsangst“, der ihre autobiografischen Erfahrungen mit Tod und Verlust ausdrückte, zog sie alle in ihren Bann. „Das war echt heftig“, so der Kommentar einer Zuhörerin.

Am Ende des ersten Runde führte Pelaja Aucello ihre Zuhörerinnen und Zuhörer gekonnt aufs Glatteis. Denn die Freundin, mit der sie in einer „toxischen Beziehung“ feststeckte und mit der sie schonungslos ins Gericht ging, entpuppte sich am Ende als die Autorin: „Wie macht man mit sich selbst Schluss“, so ihre überraschende Pointe.

Eine Veranstaltung auf hohem Niveau

Nach einer Pause kämpften dann Marcella, Felipe und Timon im Finale mit neuen Texten um den Sieg. Der Applaus des Publikums war dabei der Gradmesser des Erfolgs. Wieder gelang es Marcella Schnabel, mit einem elegisch-anrührenden Blick in die Zukunft das Publikum besonders zu beeindrucken. Ihr Text „Rote Schaukel“ gewann deutlich.

Der rundum gelungene Poetry Slam hinterließ nur Gewinnerinnen und Gewinner: Das Publikum hat auf hohem Niveau einen wahrhaft poetischen Abend verlebt, die Q 12 des JEG hat ordentlich Geld eingenommen und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben neben einem Eisgutschein Erfahrung, Routine und vor allem die Herzen ihrer Zuhörer gewonnen.

Thum