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Autor: Chris Ziegler

„Die Chemie stimmt“ am JEG und lässt die „Moleküle tanzen“

Grenzüberschreitendes Projekt unterhält bestens und beeindruckt tief

Wenn zu einer „Tanzveranstaltung“ an einem Freitag 300 Besucher in die Aula des Schulzentrums Elsenfeld kommen, darunter prominente Gäste wie die Professoren Gerhard Sextl, der Leiter des Fraunhofer-Instituts in Würzburg, der erst vor kurzem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, und Wolfram Koch, Geschäftsführer der Gesellschaft Deutscher Chemiker in Frankfurt, dann ist das ganz sicher ein Höhepunkt in den Feierlichkeiten zum 50.Jubiläum des JEG Elsenfeld. Und natürlich war es keine „normale“ Tanzveranstaltung, wie schon der Titel verriet: „Wenn die Moleküle tanzen. Chemie im Rausch der Musik“.

Es war ein Abend mit bester Unterhaltung, mit großer Konzentration und vielen Aha-Effekten bei den Besuchern, und es war vor allem ein Abend der kreativen Grenzüberschreitungen, wie schon die Schulleiterin des JEG, Petra Hein, bei ihrer Begrüßung klar machte, als sie darauf hinwies, welche Begeisterung und welcher Forscherdrang inzwischen in diesem sprachlichen und sozialwissenschaftlichen Gymnasium für die Chemie herrscht. Verantwortlich dafür sind seit Jahren drei Männer, die viel Herzblut und noch mehr Freizeit in dieses Projekt stecken: die beiden pensionierten Chemielehrer Roland Full, der seit drei Jahren die „Jugend forscht-Projekte am JEG leitet, und Werner Ruf, der am Celtis-Gymnasium Schweinfurt unterrichtete. Unverzichtbar vor Ort: der Biologie- und Chemielehrer am JEG Jörg Giegerich, den Hein „Motor“ dieser Entwicklung nannte.

„Wir schmeißen Chemikalien zusammen, schauen, was passiert und hoffen, dass wir keine Flops produzieren“, beschrieb Ruf das, was 80 Minuten lang die Zuschauer in den Bann zog. Es waren kreative Experimente in Petrischalen, natürlich fachkundig und auch ganz exakt geplant, die auf der großen Leinwand mit lichtstarken Overheadprojektoren in faszinierende Bilder umgesetzt wurden – mal war es ein überwältigender Farben und Formenrausch im sukzessiven Entstehungsprozess, mal waren es meditative Bewegungen und Bilder, bei denen andächtige Stille in der Aula herrschte. Das allein wäre schon den Besuch wert gewesen, zum eindrucksvollen Gesamtkunstwerk aber wurde der Abend erst durch die grenzüberschreitende Kombination mit kongenialer Livemusik. Sebastian Tausch vom JEG und Nico Balling vom KEG Amorbach, augenzwinkernd von der Schulleiterin mit einem Schülerzitat als „nicht nur Musiklehrer, sondern echte Musiker“ vorgestellt, boten, unterstützt von Bastian Kraus, Musik mit spannendem Improvisationscharakter ohne Genregrenzen.
Mit teilweise bearbeiteten Pop-, Jazz-, Klassik- und E-Musiktiteln und auch mit Eigenkompositionen Ballings führten sie einen exakten und bereichernden Dialog mit den Bildern, einen Dialog, bei dem die Schönheit und die Faszination der Farben und Formen auf der Leinwand sich mit der Musik zu 20 Gesamtkunstwerken von zwei bis fünf Minuten Dauer rundeten. Es waren Szenen in einem riesigen Stimmungsspektrum zwischen rasantem Tempo wie beim „Chaotischen Hummelflug“, einem Farben- und Formenrausch wie „Unsere Schule, bunt und dynamisch“, impressionistisch hingetupft wie das „Frühlingserwachen auf dem Dammsfeld“, organisch entwickelt wie der „Silberbaum“ oder intensive expressionistische Stimmungsmalerei wie die „Herbstlichen Farb-Metamorphosen“. Spätestens wenn man erlebte, wie die oft poetischen, fantasieanregenden Titel zu der Stimmung auf der Leinwand und zur Musik passten, war klar: Zu diesem Gesamtkunstwerk gehört die perfekte, wie zufällig wirkende Planung, die punktgenaue Synchronisation zwischen den beiden Chemikern an den Petrischalen und den Musikern, eine ideale Mischung aus exakter Vorbereitung und dem Wirken des Zufalls. Gut geplant war auch die Dramaturgie der 80 Minuten: Am Ende mündete der Farbenrausch in meditative, ruhige Schwarz-Weiß-Szenen mit eher zurückgenommener Musik, die beispielsweise die Kälte in der „Zeit der Eisblumen“ perfekt in Töne bannte.

Kreative Grenzüberschreitung auch im Eingangsbereich bei der Ausstellung von kleinen Kunstwerken, die Schülerinnen und Schüler in Bastian Kraus‘ Wahlkurs Design und Illustration mit ihren I-Pads gestaltet hatten, dazu gehörte auch lebendige Beweis in Gestalt von drei 16- und 17-jährigen JEG-Schülerinnen, die mit ihrem Einzug ins Bundesfinale von „Jugend forscht“ Ende Mai in Lübeck bewiesen haben, dass die kreative Beschäftigung mit Chemie nicht nur viel Spaß machen und 300 Besucher bestens unterhalten kann, sondern auch an einem Gymnasium ohne schulspezifischen Schwerpunkt Naturwissenschaften und Mathematik beeindruckende Erfolge in Chemie möglich sind, wenn die „richtigen“ Leute Zeit und Herzblut investieren und die Schülerinnen und Schülern begeistern. Auch die zahlreichen Sponsoren, ohne die ein solcher Abend nicht möglich wäre, dürften überzeugt worden sein, dass sich ihr Engagement gelohnt hat.

Linduschka

Indienaustausch

Im Schuljahr 2010/2011 war es so weit: Der erste JEG Schüleraustausch außerhalb Europas, genauer gesagt in Indien. Dank der Weitsichtigkeit und Initiative des damaligen Schulleiters, Herrn OStD Günther Siegel, konnte der Austausch mit der Lotus Valley International School im nordindischen Industriestadt Naida ins Leben gerufen werden. Mit dem zweiten Jahr ist Indienpartnerschaft an die Delhi Public School Bangalore East übergangen.

Die außergewöhnliche initiale Pionierarbeit, zu der auch Frau Dr. Iris Wagner und Herr Volker Beck einen enormen Beitrag geleistet haben, sollte im Auftaktjahr auch von höchster Stelle honoriert werden. Unter den damals rund 900 Schulpartnerschaften und der dem Dach des Pädagogischen Austauschdienstes des Auswärtigen Amts, wurde das JEG als eine von zwölf deutschen Schulen, mit einer Urkunde für „Internationale Projekte, die nachhaltig wirken“, ausgezeichnet. Für Herrn Siegel, der die Bedeutung interkulturellen Lernens im Zeitalter der Globalisierung frühzeitig erkannte, und alle beteiligten Lehrkräfte war dies eine besondere Auszeichnung.

Während des zweiwöchigen Aufenthalts in der südindischen IT-Metropole Bangalore wohnen die JEG Schülerinnen und Schüler bei Gastfamilien, wo sie die landestypische Lebensweise hautnah in all ihrer Vielfalt kennenlernen dürfen. Neben weiteren kulturellen Begegnungen und gemeinsamen Aktivitäten werden auch Ausflüge in der Region Bangalore unternommen. Gleiches gilt für den Gegenbesuch der Inder in Deutschland, wo mit unseren Gästen zudem eine deutsche Großstadt, z.B. Frankfurt oder München, besucht wird.

Kern dieses Austausches ist stets eine gemeinsame Projektarbeit. Angesichts der Unterschiede beider Länder, wurden über die Jahre viele verschiedene wissenschaftliche und kulturelle Themen bearbeitet, ausgehend von Bionik über Gewürze bis hin zur Jugendkultur.

Mountainbikes für das Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld gespendet

Hurra, die neuen School Bikes sind da! Dank der großzügigen Spenden der Herbert-Neumeyer-Stiftung und der Sparkasse Miltenberg-Obernburg gibt es jetzt neun Mountainbikes für die Schülerinnen und Schüler des Julius-Echter-Gymnasiums Elsenfeld. Die Räder können ab dem neuen Schuljahr in der Sportklasse, dem Differenzierten Sportunterricht und in einer AG von denjenigen Schülerinnen und Schülern genutzt werden, die weiter entfernt von der Schule wohnen oder kein eigenes Mountainbike besitzen. Jede/r ist dabei!

Mit dem Einsatz der Mountainbikes soll im wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar gemacht werden, dass das Fahrrad nicht nur Mittel zum Zweck ist, um von A nach B zu kommen, sondern auch Spaß machen kann. Kinder empfinden das Fahrradfahren oft als notwendiges Übel, wenn sie mal weitere Strecken zurücklegen wollen. Der Autoführerschein ist das große Ziel des Erwachsenwerdens. Durch die Teilnahme an den Mountainbike-Kursen soll eine positive Einstellung gegenüber dem Fahrrad als umweltfreundlichem Fortbewegungsmittel vermittelt werden.

Darüber hinaus sollen die Schülerinnen und Schüler Freude an der sportlichen Bewegung gewinnen und dadurch einerseits das Fahrradfahren als sinnvolle, angenehme Fortbewegungsart dauerhaft in ihren Alltag integrieren. Ein weiterer Nebeneffekt: Ihre Gesundheit verbessert sich nachhaltig. Außerdem gewinnt das Fahrrad als wichtiger Baustein für die Verkehrswende zunehmend an Bedeutung. Neben der eigenen Gesundheit wird so die Umwelt gefördert. Studien belegen, dass zwei Drittel der Personen, die im Jugendalter regelmäßig das Fahrrad benutzt haben, dies auch als Erwachsene tun.

Also raus aus dem Haus und rauf auf´s Fahrrad! Am Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld nun auch im Unterricht möglich! Schon mal zum Vormerken: Für interessierte Fahrradfahrer wird am 23. Juli 2022 ein Fahrradbiathlon für 4., 5. und 6. Klässler stattfinden (Anmeldung über die Homepage des JEGs).

Jan Wagner

Gunther Geltinger liest für die Q 11 aus seinem Roman „Benzin“

Von der Lust am Schreiben und der Arbeit eines Schriftstellers

Eine Lesung der besonderen Art gab es am 25.04. für die Schülerinnen und Schüler der Q 11 des Julius-Echter-Gymnasiums. In der Person Gunther Geltingers konnten sie nämlich nicht nur einen sprachmächtigen Schriftsteller erleben, sondern auch einen ehemaligen Schüler, der 1994 am JEG das Abitur abgelegt hatte. Was lag also näher, als Geltinger zu einer Veranstaltung im Jubiläumsjahr einzuladen? Die Idee dazu hatte Dr. Bertram Söller, organisiert wurde die Lesung von Susanne Pfefferer, passend zum Welttag des Buches am 23. April.

„Vorlesen war für mich an der Schule das schlimmste“, bekennt Gunther Geltinger zu Anfang seiner Lesung dem Publikum. Grund dafür sei sein leichtes Stottern, dass plötzlich unerwartet auftrete. „Deswegen bin ich auch gespannt, wie die Lesung verlaufen wird.“ Wer so locker und offen eigene Schwächen einräumt, dem ist die Sympathie der jungen Zuhörerinnen und Zuhörer gewiss. Aber nicht nur durch sein zugewandtes Wesen beeindruckte der Autor, auch der Vortrag selbst hatte es in sich. Nachdem er nämlich eine Passage aus seinem 2019 erschienen Roman Benzin vorgelesen hatte, gewährte der Autor den Schülerinnen und Schülern anschließend Einblicke in sein Schreiben. Hinter jedem seiner drei bisher veröffentlichten Romane steckt jahrelange akribische Arbeit. Etwa acht bis zehn Stunden verbringe er täglich an seinem Schreibtisch, so Geltinger, und das an sechs Tagen die Woche. Für ihn komme es vor allem auf die Sprache an. Deshalb feilt er akribisch an jedem Satz, spürt dem Rhythmus und der Textur intensiv nach. Bis ein Roman Gunther Geltingers fertig ist, dauert es fünf Jahre. „Ich gelte mittlerweile als einer der am langsamsten produzierenden Autoren der Branche“, bekennt der Schriftsteller augenzwinkernd.

„Benzin“ als Roadtrip und Reise zu sich selbst

Die sprachliche Sorgfalt gilt geradezu als Geltingers Markenzeichen, und sie ist auch in dem von ihm gelesenen Ausschnitt aus dem Beginn des Romans „Benzin“ sofort erkennbar; so lässt die pointierte Beschreibung der Gesten und knappen Dialoge der Hauptfiguren Vinz und Alexander vor den Zuhörerinnen und Zuhörern den ganzen Kosmos einer scheiternden Beziehung entstehen, Wort auf Wort fügt sich zu einem Abgesang einer einstmals glücklichen Liebe zwischen den beiden Männern. Eine Reise mit dem Auto durch das südliche Afrika zu den Victoriafällen soll da Abhilfe schaffen. Außerdem erhofft sich der mäßig erfolgreiche Schriftsteller Vinz davon Inspiration für ein neues Buchprojekt, also neuen Treibstoff für seine Karriere, womit zwei Deutungsvarianten des Romantitels „Benzin“ anklingen.

Wer mag, kann in Geltingers Romansujets, etwa auch in „Mensch Engel“ von 2008 oder „Moor“ (2013) autobiografische Bezüge entdecken. Einer solchen Lesart, will der Autor grundsätzlich nicht widersprechen, gibt aber zu bedenken, dass seine Texte autofiktional, aber nicht autobiografisch seien. Ein großer Unterschied bezüglich der Leserrezeption und eine große Herausforderung für den Schriftsteller, weshalb Geltinger den Schreibinteressierten unter seinen Zuhörerinnen und Zuhörern vor dieser Variante als Einstieg ins literarische Schreiben abrät.

Lesen ist wie einatmen, schreiben ist wie ausatmen“

Gunther Geltinger lebt im wahrsten Wortsinn vom Schreiben, und diese Leidenschaft möchte er auch den Schülerinnen und Schülern vermitteln. Für ihn selbst ist Schreiben seit seiner Kindheit das probate Mittel der Weltaneignung und auch -bewältigung. Seinen ersten Gedichtband bringt er noch als Schüler heraus, mit Unterstützung seines damaligen Deutschlehrers und Förderers Dr. Heinz Linduschka, der auch an diesem Tag im Publikum sitzt. Dass Schreiben etwas Schönes ist, durchzieht leitmotivisch Geltingers gesamten Vortrag. Einen Rat an angehende Autoren kann er aus eigener Erfahrung besonders empfehlen: „Lesen ist wie einatmen, schreiben ist wie ausatmen“. Dieses Zitat gibt Geltinger den Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg zur eigenen Textproduktion – und spricht damit den anwesenden Deutschlehrkräften aus dem Herzen. Und wenn der Lehrer zufrieden ist, sind alle zufrieden. Oder?

Thum