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Autor: Chris Ziegler

Julius Echter von Mespelbrunn: Fürstbischof in Zeiten des Umbruchs

Der Historiker Frank Kleinehagenbrock informiert in einem Vortrag über den aktuellen Forschungsstand zum Namenspatron unserer Schule

Im Rahmen des 50-jährigen Schuljubiläums fand am 31.05. um 19 Uhr am Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld ein Vortrag statt, in welchem Dr. phil. habil. Frank Kleinehagenbrock, Geschäftsführer der Forschungsstelle der Kommission für Zeitgeschichte in Bonn und Privatdozent am Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität Würzburg, die bis heute kontrovers diskutierte Figur des Fürstbischofs aus Mespelbrunn einer historischen Analyse unterzog.

Zu Beginn verwies der Referent darauf, dass ein Mensch des 16. Jahrhunderts aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts nicht eindeutig zu erklären sei, da unsere Wahrnehmung der Welt ganz stark vom 19. Jahrhundert geprägt worden ist: Die heute selbstverständlichen historischen Dimensionen von Staat, Nation und Sozialfürsorge existierten damals nicht. Nachdrücklich betonte er, dass die Menschen in anderen Plausibilitäten lebten und andere Erfahrungen von Herrschaft, Religion und sozialen Ordnungen besaßen. Ihre Deutung der sie umgebenden Welt war noch erheblich von religiösen und naturmagischen Kontexten geprägt, rationale Erklärungsmodelle hatten es dagegen schwer, sich durchzusetzen. Auch Echter ist als typischer Vertreter dieser Umbruchzeit anzusehen, der in seiner Person sowohl humanistische Bildung wie auch religiöse Intoleranz vereinte.

Die Frage, ob die Fürstbischöfe als Landesherrn, die in gewisser Weise in Abhängigkeit vom jeweiligen Domkapitel als Wahlgremium standen, schwach waren, stellt sich zumindest für Echter so nicht, da er seine unangefochtene Autorität während seines langen Pontifikats (1573- 1617) durchsetzen konnte. Dabei gab Kleinehagenbrock zu bedenken, dass das weltliche Herrschaftsgebiet des Hochstifts Würzburg wesentlich kleiner als das Bistum war und von einem geschlossenen Territorium mit fest abgesteckten Grenzen ohnehin nicht gesprochen werden kann, sondern von einer Verdichtung durch Herrschaftsrechte des Fürstbischofs, der freilich immer in Konkurrenz zu anderen regionalen Herrschaftsträgern stand. Außerdem ließen die Folgen der Reformation die bischöfliche Einflusssphäre schrumpfen; Echters gegenreformatorische Tätigkeit entsprang also nicht zuletzt seinen Bemühungen um eine Konsolidierung und Modernisierung seines Herrschaftsbereichs.

Überhaupt ist für Kleinehagenbrock Julius Echter eine widersprüchliche Figur mit Licht und Schattenseiten, dessen Tun von Ambiguitäten geprägt ist: Neben der Gründung der Universität Würzburg, der Förderung des Schulwesens, der Ausbildung von landesherrlicher Infrastruktur und nicht zuletzt der Fürsorge für die Armen, gipfelnd in der Gründung des Juliusspitals, fielen in Echters Amtszeit ebenso die Vertreibung von Protestanten und Juden sowie die Errichtung des Juliusspitals auf dem Grund des jüdischen Friedhofs. Schließlich wird Echter vor allem die Verbrennung von Hexen angelastet; allerdings legen neuere Quellenfunde des Historikers Robert Meier den Schluss nahe, dass der Fürstbischof wohl zu Unrecht als „Hexenbrenner“ in die Geschichte eingegangen ist.

Als Bilanz seines Vortrags möchte Kleinehagenbrock den Würzburger Fürstbischof als Gestalter in einer Phase des Umbruchs verstanden wissen, dessen zukunftsweisendes Agieren als Landesherr in jüngerer Zeit von der Forschung stärker betont wird. In diesem Zusammenhang könne man, bei aller gebotenen Vorsicht gegenüber diesem inflationär gebrauchten Etikett, sogar von einem „modernen“ Herrscher sprechen.

In der anschließenden Diskussion taten sich die etwa 50 Zuhörerinnen und Zuhörer mit einer eindeutigen Bewertung seines Handelns schwer. Aus Sicht Frank Kleinehagenbrocks sollte der Schulname für alle Mitglieder der Schulfamilie Anlass sein, sich immer wieder kritisch mit Echters Schattenseiten zu befassen, und Auftrag, sich für Toleranz und Pluralität in der Gesellschaft zu engagieren. Ein Auftrag, den das JEG als sozialwissenschaftliches Gymnasium gerne annimmt.

Thum

Wenn Lehrer freiwillig vorlesen – ein Rollentausch der etwas anderen Art

Jubiläumslesung „Früher war alles besser! – Schule und Literatur“ im Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld

„Früher war alles besser!“ Diese von den älteren Generationen zuweilen häufig gebrauchte Floskel und dieses pessimistische Verdikt war am Mittwoch, den 25. Mai 2022, das Motto der Jubiläumslesung am Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld. Ein Vorwurf, in dem allgemeine Entrüstung über aktuelle Bildung und Erziehung mitschwingt. Trotzdem lässt es sich nicht leugnen, dass gerade Schule, der Ort des Geschehens, dem unaufhaltsamen Wandel der Zeit unterliegt. Obgleich viele nach wie vor darauf insistieren, dass sich alles ausschließlich zum Schlechten verändert habe, so stellt sich nichtsdestotrotz die Frage: War Schule früher vielleicht einfach nur anders als heute?

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Julius-Echter-Gymnasiums Elsenfeld lasen engagierte Lehrer und Lehrerinnen Auszüge aus Werken bekannter Autoren vor, die sich allesamt um das Thema schlechthin drehten: Schule. Obendrein schlüpften die Lehrer, die Schüler ja angeblich des Öfteren dazu nötigen würden, mit möglichst klarer und bitte lauter (!) Stimme einen Text vorzutragen, nun selbst in die Rolle des Vorlesenden. Die simple Erklärung für dieses Kuriosum: „Lehrer brauchen ein Publikum, auch nach Feierabend“, so Bertram Söller, ehemaliger Deutsch- und Religionslehrer am JEG, der die Lesung mit Erich Kästners berühmter „Ansprache zum Schulbeginn“ eröffnete.

Das Repertoire des Abends umfasste heitere und lustige, teilweise auch nachdenkliche Texte, die von den Lehrkräften des JEG gekonnt vorgetragen wurden. Es lasen vor: Anja Hirdina, Susanne Ingenbleek, Susanne Pfefferer, Dr. Bertram Söller, Raimund Trosbach, Lone Wulff und Alexander Thum, der zudem für die Moderation zuständig war. Andächtig lauschte das rund 50-köpfige Publikum den Abenteuern des vorlauten Sams (Paul Maar), litt während einer Latein-Abfrage mit Buddenbrook-Sprössling Hanno aus Thomas Manns gleichnamigem Weltbestseller und warf einen Blick in die Welt einer 50-jährigen, alteingesessenen Biologielehrerin in Judith Schalanskys „Der Hals der Giraffe“. Selbst die Kunst des Abfassens von Entschuldigungen, die Schüler zu qualitativ hochwertiger Prosa befähigt, war ein Thema des Abends. Literarisch gipfelte der Schulalltag schließlich in eine Horrorszene mit fast schon symbolträchtigem Charakter: Die von Lehrern stets herausgezögerte Aushändigung der Klausuren, die sich als pure Folter der ohnehin schon zum Zerreißen gespannten Schülernerven entpuppt, wie auch der Protagonist aus Ewald Arenz´ Roman „Der große Sommer“ am eigenen Leib zu spüren bekommt.

Die Lesung verging bei all den spannenden Geschichten im Handumdrehen und ehe es sich die Zuhörer versahen, verklang bereits der letzte Text, der letzte Satz und irgendwann auch das letzte Wort des Abends im Hilde-Domin-Saal.

Ein Dankeschön an diejenigen Schülerinnen und Schüler Q 11, die für die Verköstigung an diesem Abend sorgten. Der größte Dank gilt schließlich allen beteiligten Lehrkräften, die ihre Texte durchweg authentisch und kunstvoll vorgetragen haben und das Publikum so mühelos zum Zuhören bewegen konnten.

Schade, dass dieser Rollentausch nicht von Dauer ist, dachte sich wohl der ein oder andere beim Verlassen des Schulhauses. Es ist doch schön mitanzusehen, wenn Lehrerinnen und Lehrer selbst einmal vorlesen, statt diese Aufgabe ihren Schülern zuzuteilen. Ob es das früher gegeben hätte …? Die Antwort liefert die Feststellung, dass heutzutage wohl doch nicht alles schlecht(er) ist.

Sabrina Ball

Bundessieg Jugend forscht

Wahnsinn! Bundessieg im Fachbereich Chemie bei Jugend forscht. Hannah Amrhein, Lena und Hanna Fries haben mit Dr. Roland Full das Unmögliche möglich gemacht. Und damit nicht genug… sie haben außerdem noch den Europapreis und den Sonderpreis „Einladung zum European Union Contest for Young Scientists“ gewonnen. Herzlichen Glückwunsch. Die komplette JEG Schulfamilie ist meeeeeega stolz💪🎉😍#jugendforscht #bundessieger #bundessieg

„Die EU ist nicht perfekt – aber ein Garant für Frieden und Freiheit“

Bundestagsabgeordneter und CSU-Mitglied Alexander Hoffmann im Gespräch mit den EU-Juniorbotschaftern des Julius-Echter-Gymnasiums Elsenfeld

„Herr Hoffmann, googlen Sie sich manchmal selbst?“ Es folgt eine kurze Pause, ehe sich Alexander Hoffmann, Bundestagsabgeordneter für den Wahlkeis Main-Spessart, lachend an die drei ihm in der Aula des Julius-Echter-Gymnasiums Elsenfeld gegenübersitzenden Moderatorinnen wendet: „Nein, das lasse ich gegebenenfalls meine Kinder machen.“

Das auf den ersten Blick etwas unkonventionelle Interview mit dem CSU-Politiker führen Maya Kroth, Ayse Rana Circi und Josefine Verfürth, die Juniorbotschafterinnen der neu gegründeten Europa-AG des Julius-Echter-Gymnasiums Elsenfeld. Anlässlich des 23. Mai, der als offizieller EU-Projekttag an Schulen gilt, unterzieht sich Alexander Hoffmann vor den Jahrgangsstufen 9, 9+ und 10 zwei Schulstunden lang bereitwillig einem „Fragenhagel“, der neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter auch das zentrale Thema EU umfasst. Im Laufe des Gesprächs erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass er nicht nur regionale Interessen in Berlin vertritt, sondern sich im Rahmen seiner Arbeit im Rechtsausschuss des Bundestags zum Beispiel mit dem Thema der sexuellen Selbstbestimmung befasst.

Dass Politiker nicht selten einem enormen Termindruck ausgesetzt sind, daraus macht er nach seiner neunjähriger Erfahrung als Bundespolitiker keinen Hehl. Vor einem kritischen Blick auf das derzeitige Schulsystem scheut der studierte Jurist ebenfalls nicht zurück: Laut ihm seien die großen Unterschiede in den einzelnen Bundesländern, die fehlende Anbindung an die Praxis sowie eine dringende Verbesserung der Organisation und Angebote von Ganztagesangeboten an Schulen die Hauptprobleme.

Auch zu einem Herabsenken des Wahlalters auf 16 Jahre hat er eine klare Meinung: „Da vieles rechtlich erst ab 18 Jahren möglich ist, wäre es inkonsequent, das Wahlalter zu verringern.“ Beim Thema EU plädiert Hoffmann hinsichtlich des Ukrainekriegs für mehr Besonnenheit, da es nach wie vor an einer außenpolitischen Agenda samt europäischen Präventivmaßnahmen mangele. Dank der immer weiter fortschreitenden Globalisierung sei die „europäische Handschrift“ mittlerweile in nahezu allen Bereichen omnipräsent, jedoch dürfte dies nicht auf einer Expansion von ohnehin schon großen Binnenmärkten beruhen. „Das würde das Konkurrenzdenken innerhalb der einzelnen Länder nur befeuern“, so Hoffmann. Sein Fazit und Plädoyer am Ende dieser interessanten Fragerunde: „Die EU ist nicht perfekt – aber ein Garant für Frieden und Freiheit.“

Ein großes Dankeschön an Herrn Hoffmann, der den weiten Weg nach Elsenfeld auf sich genommen hat und alle Fragen der Schülerinnen und Schüler ehrlich, geduldig, sachlich und stets mit einer Prise Humor beantwortete. Ein abschließender Dank gilt den Vertreterinnen der Europa-AG, die gemeinsam mit ihren Sozialkundelehrern Stefan Carolan und Marcel Giloj ein abwechslungsreiches Repertoire an Fragen zusammengestellt haben.

Sabrina Ball

„Hütte voll gegen Hüttenberg“

JEG und RSE sorgen auf der Zuschauertribüne beim Spiel des TV Großwallstadt gegen den TV 05/07 Hüttenberg für Stimmung

Sport live erleben und gemeinsam Spaß haben. Dank den beiden Sportlehrkräften Vera Müller und Bernd Gehring vom Julius- Echter-Gymnasium Elsenfeld kein Problem. Gemeinsam mit Barbara Eschbach vom TV Großwallstadt organisierten sie anlässlich des 50 jährigen Jubiläums von RSE und JEG am 14. Mai den Besuch beim TVG zum Heimspiel gegen TV 05/07 Hüttenberg. Und der Clou: Gemäß dem Motto „Hütte voll gegen Hüttenberg“ erhielten alle Schülerinnen und Schüler eine Freikarte. Erwachsene konnten die Eintrittskarten zum Sonderpreis von 10 Euro erwerben. So war es auch kein Wunder, dass von etwa 1350 Zuschauern auf der Tribüne 450 von RSE und JEG waren und für tolle Stimmung sorgten. Mit dabei auch die Willkommensklasse aus der Ukraine.

Die gemeinsame Aktion mit dem TV Großwallstadt kommt nicht von ungefähr: Bereits seit mehreren Jahren existiert eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Sportklasse des JEGs; man besucht Heimspiele und das Trainingszentrum, stellt die Einlaufkinder vor Spielbeginn oder ermöglicht dem Spieler Frieder Bandlow ein Schulpraktikum.

An mangelnder Unterstützung aus der Fankurve konnte es also nicht liegen, dass sich der TVG trotz Heimvorteil nach einer durchwachsenen Leistung in der ersten Halbzeit (Stand 8:12) den in der zweiten Halbzeit stark aufspielenden Hüttenbergern am Ende mit 23:30 geschlagen geben musste.

Die begeisterten Zuschauerinnen und Zuschauer aus den beiden Schulen sowie deren Eltern feuerten während des Handballspiels ihre Mannschaft furios an, hielten selbstgebastelte Plakate hoch und sorgten somit für den nötigen motivationalen Rückhalt. Trotz der Heimniederlage war es für alle Schülerinnen und Schüler ein tolles Gemeinschaftserlebnis, das einmal mehr die verbindende Kraft des Sports illustriert hat.

Gehring/Thum