Autor: Chris Ziegler
Von der russischen Schneebeere zum ecuadorianischen Blaufußtölpel
Impressionen vom Kultur- und Fremdsprachentag am Julius-Echter-Gymnasium
„Heiter sind die Tage des Orients und seine Nächte träumerisch.“
Mit diesen inspirierenden Gedichtzeilen des libanesischen Dichters Dr. Yussuf Assaf beginnt nach mehrjähriger Coronapause der diesjährige Kultur- und Fremdsprachentag für die 9. Jahrgangsstufe des Julius-Echter-Gymnasiums.
Peter Spielmann, ein ehemaliger Lehrer des JEG, berichtet zum Auftakt über seine Reisen in den Libanon.
Warum man das Land auch „die Schweiz des Orients“ nennt, wird den Zuhörer*innen der 9. Jahrgangsstufe klar, als sie die herrlichen Bilder der schneebedeckten Berge am Ufer des Mittelmeeres zu sehen bekommen.
In Kontrast zu diesen Naturschönheiten stehen die gewaltigen Probleme, mit denen die libanesische Gesellschaft zu kämpfen hat: Den ca. 6 Millionen Einwohnern stehen z.B. 2 Millionen Flüchtlinge gegenüber, die v.a. aus dem benachbarten Syrien ins Land gekommen sind. Mit vereinten Kräften und dank des mutigen Engagements von Mitgliedern der verschiedensten Religionsgemeinschaften wird versucht, die schlimmste Not zu lindern. Peter Spielmann, der zuletzt in diesem Frühjahr das Land bereist hat, ist anzumerken, wie sehr ihn das Leid der vielen Menschen, die er dort getroffen hat, berührt.
Im Verlauf des Vormittags erhalten die Schülerinnen und Schüler weitere Einblicke in Länder und Sprachen, die sonst eher nicht im Mittelpunkt des Schulalltages stehen. So erzählen die Zehntklässlerinnen Eleni Katsavria und Rafailia Pontiki von ihren Besuchen bei ihren Familien in Griechenland. Während sie vor dem dort scheinbar ungeregelten Verkehr warnen, amüsieren sie sich über das Verhalten vieler Griechen, die sich nach einem Restaurantbesuch teils wohl auch heftig darüber streiten, wer die Zeche für alle bezahlen darf – Ausdruck der sprichwörtlichen griechischen Gastfreundschaft. Etwas wehmütig erzählt Rafailia vom griechischen Schulsystem, in dem die Regeln wohl eher nicht so streng gehandhabt werden wie hier.
Eine ehemalige Schülerin des JEG, Esma Memtimin, berichtet mit ihrer Kollegin, Sila Noyan,über die Situation ihres Volkes, der Uiguren, in China. Sie spricht über die Menschenrechtsverletzungen, deren Opfer die Uiguren dort sind, und sensibilisiert die Schülerinnen und Schüler dahingehend, inwiefern sie durch ihr (Konsum)verhalten diese Minderheit, wenn auch nur indirekt, unterstützen können.
Von einer Art Kulturschock erzählt Ella Rauschert aus der 9B. Sie hatte die Gelegenheit, im Rahmen eines Betriebspraktikums vier Wochen in Kamerun zu verbringen. Zunächst bereitet ihr der dort gesprochene französische Akzent große Schwierigkeiten. Sie habe so gut wie nichts verstanden. Bilder von heillos überladenen Mofas und PKW sowie von überfluteten oder weggebrochenen Straßen vermitteln zudem den Eindruck einer Infrastruktur, die sich doch recht stark von der in Europa unterscheidet. Ins Schwärmen gerät sie, als sie über das landestypische Essen berichtet. Es sei das beste gewesen, was sie je probiert habe.
Auf einen ganz anderen Kontinent, nämlich Südamerika, entführt Herr Wagner die Klasse 9C. Er hat im Rahmen des Auslandsschuldienstes einige Jahre mit seiner Familie in Ecuador verbracht. Bilder von beeindruckenden Landschaften, in bunte Trachten gekleideten indigenen Menschen sowie seltsam anmutenden Tieren auf den Galapagos-Inseln bekommen die Schülerinnen und Schüler zu sehen. Außerdem wissen sie jetzt, dass der berühmte Panamahut eigentlich Ecuadorhut heißen müsste, da er dort produziert wird, und dass man sogar in der schulischen Weitsprunganlage mit abgelegten Echseneiern rechnen muss.
Als würden sie jeden Tag vor NeuntklässlerInnen stehen, stellen die Sechstklässlerinnen Emilia Niemiec und Emilia Veronika Funk Polen vor. In ihrem abwechslungsreich und interaktiv gestalteten Vortrag erfahren die SchülerInnen alles über polnische Sehenswürdigkeiten, Traditionen, typisches Essen und interessante Besonderheiten, z.B. dass die Klingelschilder nur Nummern und keine Namen aufweisen oder dass Autos durch einen Aufkleber in der Frontscheibe vor Diebstahl geschützt werden. Am Ende des Vortrags kann sich dann sogar jedes Klassenmitglied dank eines spielerischen Sprachkurses auf Polnisch vorstellen und nach dem Befinden erkundigen. Dziękuję!
Die Begeisterung, mit der Frau Rieger anschließend Einblicke in die chinesische Kultur und Sprache gewährt, steckt die Klasse 9a an. Voller Energie üben sie die perfekte Aussprache von chinesischen Wörtern. Dies ist nicht so einfach, da verschiedene Tonlagen korrekt getroffen werden müssen. Frau Rieger hat jedoch gar nicht genug Belohnungsschokolade dabei, um all die perfekt ausgesprochenen Wörter zu honorieren. Am Ende der Stunde können alle, dank grandioser Eselsbrücken, die Zahlen von eins bis zehn in Schriftzeichen schreiben und werden wohl zukünftig beim Anblick von Männern mit Hut und Schnauzbart immer an chinesische Zahlen denken müssen.
Für lauten Applaus und anerkennende Worte von den SchülerInnen der 9b sorgt der gemeinsame zweistündige Vortrag über die Ukraine und Russland von Charalambos Anastasiadis und Gheorghi Abbud aus der 7a.

Charalambos unterhaltsame Präsentation über Russland zieht die Klasse von Anfang an in ihren Bann. Von der Bedeutung der Flagge, den geographischen Gegebenheiten, bis hin zur Banja (= russischer Sauna), dem Pfannkuchenfest und Volksliedern über Schneebeeren erfahren die SchülerInnen Wissenswertes über die russische Kultur. Mitgebrachte typische Gegenstände veranschaulichen die Informationen zusätzlich. Auch werden russische Köstlichkeiten und ein leckerer selbstgebackener Kuchen zum Probieren verteilt und bei einer witzigen russischen Zeichentrickserie gut gelaunt verspeist. Abschließend wird in einem kurzen Quiz noch überprüft, ob die SchülerInnen auch gut aufgepasst haben – haben sie! Und genauso aufmerksam lauschen die SchülerInnen den spannenden Ausführungen Gheorghis zur Geschichte der Ukraine von der Ur- und Frühgeschichte bis heute. In andächtiger Atmosphäre wird auch die ukrainische Nationalhymne besprochen und gehört und schließlich geben beide noch gemeinsam Einblicke in die ukrainische und russische Sprache. Einfach klasse!
Wir bedanken uns bei allen Referentinnen und Referenten, die sich wahnsinnig viel Mühe gemacht haben, um die 9. Klassen für einen Vormittag in eine fremde Kultur eintauchen zu lassen.
Hirdina, Müller
„Lesen macht Spaß!“
Am Freitag vor den Pfingstferien fand am Julius-Echter-Gymnasium in den 5. Klassen eine etwas andere Deutschstunde statt. Anlässlich des Unesco-Welttag des Buches und der Buch-Gutschein-Aktion „Ich schenk dir eine Geschichte“ besuchte Frau Welzbacher vom Buchhaus in Elsenfeld die Fünftklässler*innen, um ihnen einen Einblick in die Herstellung und den Verkauf eines Buches zu geben. Zudem stellte sie den Kindern verschiedene aktuelle Kinder- und Jugendbücher vor. Anschließend beantwortete die Buchhändlerin geduldig die vielen neugierigen Fragen der Schüler*innen rund um das Thema Buch und lud sie zu einem Besuch im Buchhaus ein, um dort selbst noch in den vorgestellten sowie weiteren Büchern zu stöbern.
Zum Schluss bekam jedes Kind von der Buchhandlung das Buch „Iva, Samo und der geheime Hexensee“ geschenkt, das nun auch im Deutschunterricht als Lektüre gelesen wird. „Ich schenk dir eine Geschichte“, die Buch-Gutschein-Aktion, ist eine deutschlandweite Kampagne zur Leseförderung. Ziel der Kooperation ist es, Kinder mit spannenden Geschichten für das Lesen zu begeistern und ihre Lesekompetenz zu stärken.
Alle Schüler*innen waren sich am Ende der Veranstaltung einig: „Bücher sind etwas Tolles und lesen macht Spaß!“.
Schöner
Bundessieg für das JEG!
Hannah Amrhein, Lena und Hanna Fries, die den 1. Platz beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ errungen haben, präsentieren in der Aula ihren Siegerbeitrag
Feierstunde am JEG! Grund dafür waren nicht die anstehenden Pfingstferien, sondern der grandiose Erfolg der Schülerinnen Hannah Amrhein, Lena und Hanna Fries (10 C), die am vergangenen Sonntag beim Bundesfinale des Wettbewerbs „Jugend forscht“ mit ihrem Beitrag aus dem Fachbereich Chemie „Best Practice in der Abwassertechnologie: Phosphor-RecycIing durch Elektroflotation“ den ersten Platz errungen hatten. Am 3. Juni stellten sie in der Aula ihre Siegerpräsentation vor.
Davor begrüßte die sichtlich stolze Schulleiterin Petra Hein die anwesenden Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern sowie die geladenen Gäste, darunter Simon Schusser vom Freundeskreis des JEGs, Marion Lebold und Eva-Maria Kulka vom Elternbeirat, Berthold Rüth, Mitglied des bayerischen Landtags, Kai Hohmann, Bürgermeister von Elsenfeld und Bürgermeisterin Waltraud Amrhein aus Dammbach, der Heimatgemeinde der drei Siegerinnen. Ebenfalls waren der Betriebsleiter des Klärwerks Elsenfeld, Herr Specht, und Herr Ulmer als Vertreter der Landwirtschaft sowie Marc Gasper und Thorsten Stürmer von der Initiative „Bayerischer Untermain“ unter den Zuhörern.
In ihrer kurzen Begrüßungsansprache freute sich die Schulleiterin über die famose Leistung der drei Schülerinnen, deren Ruhm auch auf das JEG zurückstrahle, umso mehr als die drei begabten, fleißigen und wissbegierigen Schülerinnen einem nicht-naturwissenschaftlichen Gymnasium entstammen, ohne Uni oder Forschungsinstitut im Hintergrund. Ihr besonderer Dank galt den beiden Betreuern des „Jugend forscht“-Projekts, Jörg Giegerich und Dr. Roland Full.
Dr. Maria Bausback, Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Aschaffenburg, unterstrich sodann in ihrem Grußwort die große Bedeutung einer zielgerichteten Begabtenförderung, wie am JEG geschehen. Talente wie Hannah, Lena und Hanna seien eine Bereicherung für den Wirtschaftsstandort Untermain.
„Im Jahresbericht dieser Schule bin ich unter ,Lehrkörper mit geringfügigem Umfang‘ verbucht.“ Mit dieser augenzwinkernden Feststellung leitete Dr. Roland Full seine Rede ein. Seine Aufgabe am JEG sei es, ein- bis zweimal in der Woche besonders Motivierte in das chemische Experimentieren einzuweihen.
Full, der zuvor fast 40 Jahre Lehrer für Chemie und Sport am Gymnasium in Hösbach, war, ist trotz Pensionierung immer noch Lehrer und Forscher aus Leidenschaft. Dies merkt man auch seinen weiteren Ausführungen zum Projektverlauf deutlich an: Mit viel Empathie, gewürzt mit einer Prise Humor, schildert er dem Publikum, wie aus drei freundlichen, aber schüchternen NeuntkIässlerinnen innerhalb von drei Jahren erst Regionalsiegerinnen, dann Landessiegerinnen und schließlich Bundessiegerinnen wurden. Weder zwei Jahre Pandemie noch ein kleiner Rückschlag beim Wettbewerb in Unterfranken, bei dem die drei Nachwuchswissenschaftlerinnen „lediglich“ den zweiten Platz belegten, konnte sie von der Zielgeraden abbringen.
Richtig spannend wurde es für die Zuhörerinnen und Zuhörer in der Aula, als Full seine Eindrücke vom Bundesfinale von „Jugend forscht“ in Lübeck beschrieb. Die Sonderpreise sowie die hinteren Plätze waren bereits vergeben, ohne dass das JEG Erwähnung fand, und Jörg Giegerich sauer, dass noch nicht mal ein Sonderpreis abfiel. Doch dann die Überraschung, die keiner von beiden für möglich gehalten hatte: Hannah Amrhein, Lena und Hanna Fries wurden im Saal als Siegerinnen ausgerufen, ihr Wettbewerbsbeitrag aus der Chemie wurde von der Jury mit dem ersten Platz belohnt.
Für Dr. Roland Full, der bisher schon weit über 150 Projekte betreut hat, ist dieser Sieg deswegen einzigartig, weil „wir ganz Deutschland gezeigt haben, dass drei clevere Mädchen von einem Provinzgymnasium fast ohne Chemieunterricht Bundessieger im Fachgebiet Chemie werden können.“
Einige kritische Betrachtungen im Hinblick auf die Institution Schule mag sich der ehemalige Chemielehrer Full nicht verkneifen. Viele Schülerqualitäten blieben seiner Meinung nach im normalen Unterricht verborgen, Noten bildeten einen großen Teil des Schülerpotenzials nicht wirklich ab. Deshalb muss die Schule ihren Schülerinnen und Schülern Gelegenheit geben, ihre verborgenen Talente zu entdecken. Erst wenn sie das tut, wird sie ihrem Bildungsauftrag wirklich gerecht.
„Was unsere drei Jungforscherinnen geleistet haben, kann nahezu jeder von euch, ihr müsst es nur wollen“, so sein Appell an das Publikum. Am Ende seiner Rede bedankte sich Full sichtlich gerührt bei seinem Kompagnon Jörg Giegerich für die harmonische Zusammenarbeit.
Höhepunkt der Veranstaltung war dann die Präsentation von Hannah, Lena und Hanna. Die komplexe Thematik ihres Vortrags „Best Practice in der Abwassertechnologie: Phosphor-RecycIing durch Elektroflotation“ illustrierten sie anschaulich und mit auf den Punkt gestalteten Präsentationsfolien. Mehr noch trug ihre lockere, sympathische Art dazu bei, dass sich auch dem Laien erschloss, welch geniales Projekt die drei ausgetüftelt hatten.
Abschließend erzählten sie von der Stimmung und dem kameradschaftlichen Miteinander unter den jungen Forscherinnen und Forschern, der den Wettbewerb in ihren Augen zu etwas ganz Besonderem gemacht habe.
Doch nach dem Sieg ist vor dem Sieg! Im September werden die drei Schülerinnen des JEGs die Bundesrepublik als deutsche Jugendmeisterinnen im Forschen bei der Europameisterschaft der Jungforscher (EUCYS) in Leiden in den Niederlanden vertreten.
Davor ist aber erst mal Ausruhen angesagt, denn auf die Frage einer Reporterin, wie sich die drei Mädchen fühlten, kam prompt die einstimmige Antwort „Müde!“
Thum












