9. Klasse: Weimarfahrt
In jedem Schuljahr organisiert die Fachschaft Geschichte für die gesamte 9. Jahrgangsstufe des JEG eine Studienfahrt nach Weimar. Die Schülerinnen und Schüler erhalten Einblick in diverse Epochen der deutschen Geschichte und Kultur und begegnen dabei Höhenpunkten und Tiefen unserer Vergangenheit. Auf dem Programm stehen: die Wartburg in Eisenach, Weimar mit Museumsbesuchen, die KZ-Gedenkstätte Buchenwald sowie das deutsch-deutsche Museum Mödlareuth.
Die Wartburg
Über viele Jahrhunderte hinweg war die Wartburg in Eisenach immer wieder Schauplatz bedeutender Ereignisse der deutschen Geschichte. Erbaut 1067 und erstmals 1080 urkundlich erwähnt, soll hier im Jahr 1206 der sagenhafte Sängerkrieg stattgefunden haben. 1521 bot sie Martin Luther als „Junker Jörg“ Unterschlupf, der hier innerhalb von nur zehn Wochen die Bibel vom Griechischen ins Deutsche übersetzte. Anlässlich des 300-jährigen Reformationsjubiläums und zum vierten Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig gegen Napoleon versammelten sich am 18. Oktober 1817 fünfhundert Studenten auf der Wartburg, um für einen deutschen Nationalstaat mit eigener Verfassung zu demonstrieren. Das so genannte Wartburgfest war bis dato die größte Veranstaltung, auf der liberale und demokratische Forderungen artikuliert wurden. Seit 1999 ist die Wartburg Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Weimar und KZ-Gedenkstätte Buchenwald
Es gibt wohl kaum einen anderen Ort, der die Ambivalenz deutscher Geschichte so bemerkenswert zum Ausdruck bringt wie Weimar. Auf der einen Seite verbindet man die Stadt an der Ilm mit dem Wirken der Dichter Goethe und Schiller, die die Weimarer Klassik maßgeblich geprägt haben. Darüber hinaus beherbergte das Weimarer Nationaltheater 1919 die verfassungsgebende deutsche Nationalversammlung. Weimar wurde daraufhin Namensgeber für die erste deutsche Demokratie. Andererseits wurde 1937 auf dem nur wenige Kilometer vom Weimarer Stadtzentrum entfernten Ettersberg das KZ Buchenwald errichtet. Es handelte sich dabei um eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden, in dem etwa 50.000 Menschen den Tod fanden. Weitere 7.000 Gefangene starben während der Nutzung als Internierungslager durch die Sowjetunion 1945-1950.
Deutsch-deutsches Museum Mödlareuth
Das kleine Dorf Mödlareuth zählt keine 50 Einwohner. Doch seit dem 16. Jahrhundert fungiert der Tannbach, der das Dorf durchfließt, als Grenze. Seither gehörte Mödlareuth politisch zu verschiedenen Landesherren – auf die Dorfgemeinschaft hatte diese Grenzziehung jedoch kaum Auswirkungen. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel der Westteil des Dorfes an den Freistaat Bayern, der Ostteil ging an Thüringen. Zum Problem wurde die Grenze jedoch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, da der Tannbach nun zunächst die Demarkationslinie zwischen der amerikanischen (Mödlareuth-West) und der sowjetischen (Mödlareuth-Ost) Besatzungszone bildete. Schließlich verlief der „Eiserne Vorhang“, die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, mitten durch das 50-Einwohner-Dorf. Aufgrund dieser kuriosen Situation bezeichneten die Amerikaner Mödlareuth als „Little Berlin“. Heute erinnert ein Museum an die deutsche Teilung.
Aufgrund der Pandemiesituation war es leider nicht möglich, die Fahrt in diesem sowie in den vergangenen beiden Schuljahren durchzuführen. Mit dem Besuch in der KZ-Gedenkstätte Osthofen kann und konnte aber eine gute Alternative geboten werden.