Berufsorientierung einmal anders…
Praktikumsbericht zu meinem Aufenthalt in Kamerun vom 02.04 – 29.04.2022
Einleitung
Durch private Kontakte und der Unterstützung meiner Schule, dem Julius-Echter-Gymnasium in Elsenfeld am Main, erhielt ich die einmalige Möglichkeit, in Jaunde und Douala/Kamerun ein außerordentliches vierwöchiges (davon zwei Wochen in den bayerischen Osterferien) Praktikum vom 2.04 – 29.04.2022 anzutreten.
So durfte ich bereits in meinem 9. Schulbesuchsjahr ein Praktikum machen, obwohl das verpflichtende Schülerpraktikum erst in der 10. Jahrgangsstufe stattfindet.
Meine Bewerbung bei der Firma afriboom in Kamerun wurde vom Firmenchef Herrn Joseph Sonkoue-Nguefack bereits zu Beginn der 9. Klasse bestätigt.
Nach den zum Teil komplizierten und zeitintensiven Einreisevorbereitungen (ich benötigte zwei Einladungsschreiben aus Kamerun für den Erhalt meiner Einreisegenehmigung und das Visum, außerdem eine Gelbfieberimpfung, einen negativen Covid-PCR-Test kurz vor Abflug sowie einen negativen Antigen-Schnelltest nach der Landung, um das Flughafengebäude verlassen zu dürfen) kam ich am 2.04.22 in Douala/Kamerun an und konnte nach einem Tag der Akklimatisierung (-4°C Deutschland, 37°C Kamerun!) meine Arbeit als Praktikantin im Büro bei afriboom aufnehmen.
Praktikumsablauf
Am ersten Tag meines Praktikums (Arbeitszeit täglich von 9:00 – 18:00 Uhr) wurde ich den Mitarbeitern vorgestellt und bekam eine Einführung in die Firmenpolitik, in die Arbeit und Aufgabengebiete von afriboom. Bei afriboom handelt es sich um eine Plattform für Geschäftsentwicklung und nachhaltige Kooperation zwischen Deutschland und Kamerun. Es wurde mir die Struktur der Aufgabengebiete und die Organisation der Arbeitsabläufe erklärt.
Nach zwei Tagen bekam ich einen eigenen Arbeitsplatz mit PC zugewiesen.
Die Firma afriboom unterhält in Kamerun mehrere Büros. Ich arbeitete in den Büroräumen in Douala, Kameruns Wirtschaftshauptstadt, zusammen mit sieben Angestellten. Wie viele Mitarbeiter die Firma afriboom beschäftigt, kann man nicht genau sagen, da es auch Subunternehmen gibt, die ausgelagerte Aufträge für die Firma erledigen.
Am Anfang tat ich mir schwer, das afrikanische Französisch (es klang für mich sehr verwaschen) zu verstehen, das wurde aber nach einer „Eingewöhnungszeit“ besser. Ariane, die Frau des Firmenchefs, nahm sich meiner an und „übersetzte“ die erste Zeit, sagte mir, auf was ich achten musste und zeigte mir die internen Arbeitsabläufe. Als Ansprechpartnerin für alle meine Fragen war ich bei ihr sehr gut aufgehoben. Am Ende der ersten Praktikumswoche fühlte ich mich bereits als Teil der Firma und kannte die tägliche Routine im Büro.
So bekam ich von Joseph (man duzt sich in der Firma) kleinere Arbeitsaufträge, die ich selbstständig bearbeiten durfte, wie z.B. die Präsentation „Entwicklungshilfe der EU für die Subsahara“.
Meine vorrangige Arbeit in den nächsten Wochen war die Erstellung weiterer Präsentationen, wie z.B. „Deutsche Fördermaßnahmen für Afrika“, Mitarbeiten bei PowerPoint-Erstellungen (firmeneigener Newsfeeds) über die Schulter zu schauen und zusammen mit Vertretern des Vorstand „Association de Sport“ eine Neugründung eines Fußball- und Judovereins zu organisieren.
Weiterhin nahmen mich Joseph und Ariane zu Arbeitsmeetings von Geschäftspartnern, Besprechungen mit anderen Firmen und Geschäftstreffen möglicher Geschäftspartner mit. So erhielt ich Einblicke in die internationalen wirtschaftlichen Verflechtungen und in die Akquise von afriboom.
Ich durfte bei den Kreditverhandlungen einer Bank, um neu investieren zu können sowie bei Verhandlungen mit der Kamerunischen Zollbehörde, verantwortlich für die Verschiffung von Containern voller Waren aus Deutschland, dabei sein.
Fazit meines Aufenthaltes
Ich habe mit einem Heidenrespekt und nur einer vagen Vorstellung, was mich beruflich und kulturell in Kamerun erwarten würde, meine heimatliche Komfortzone verlassen.
Durch die wunderbare Betreuung von Joseph und Ariane, die mich wie ihre Tochter behandelten, konnte ich mich neugierig und sorglos auf die mir unbekannte afrikanische Kultur einlassen. Ich habe meine Französischkenntnisse gefestigt und vertieft können, gesehen, wie Entwicklungshilfe geleistet wird, wie Unternehmen in Afrika arbeiten, durfte interkulturelle Verflechtungen und Beziehungen kennenlernen, habe praktische Kenntnisse und Fertigkeiten erworben, die ich sicherlich für meine Zukunft gut gebrauchen kann, hautnah eine andere, tolle Kultur kennengelernt und – das ist mir fast am aller wichtigsten – ich bin sehr viel selbstständiger geworden.
Das Praktikum war eine sehr anstrengende, aber unglaublich bereichernde Erfahrung für mich und ich bin froh, dass ich diese Chance bekommen und genutzt habe.
Ich möchte mich noch einmal bei Joseph und Ariane herzlich bedanken, aber auch bei meiner Schule, die mich für zwei Wochen vom Unterricht freigestellt hat. Schließlich auch ein Dank an meine Eltern, die mich für dieses Praktikum begeisterten und mir bei der Verwirklichung tatkräftig zur Seite standen.
Ella Rauschert