Zwei Jahre sind (k)eine lange Zeit
Ein Rückblick auf die Oberstufenzeit des Abiturjahrgangs 2023 am Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld
„Wie die Zeit verfliegt!“ Diesen Ausspruch hörte man am Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld in letzter Zeit häufiger, vorzugsweise aus dem Munde eines frischgebackenen Abiturienten. Die Schulzeit am JEG hat auch für uns, den Abiturjahrgang 2023, rückblickend den Schlag nicht gehört. Obgleich sie nun passé ist, so blickt Schülerreporterin und Abiturientin Sabrina Ball noch ein letztes Mal auf die zweijährige Oberstufenzeit mitsamt ihren Höhen und Tiefen zurück.
Die Reise ins Ungewisse, auch Oberstufe genannt
Zwei Schuljahre, bestehend aus vier Halbjahren, knapp 26 Wochen und exakt 180 Tagen umspannen, gemessen an der Gesamtschulzeit eines Schülers, keinen langen Zeitraum. Im Nachhinein sagt sich das so leicht. Die meisten von uns wagten anfangs kaum einen Gedanken an die bevorstehenden zwei Jahre in der Oberstufe. Von dem unter Schülern gefürchteten wie verhassten A-Wort mal ganz zu schweigen. Aber wer sein Abitur – inzwischen können wir den einstmals so missliebigen Begriff getrost in den Mund nehmen – oder die allgemeine Hochschulreife am Ende des Tages in der Tasche haben wollte, der musste sich wohl oder übel in unbekanntes Terrain vorwagen. Dabei weckt der Begriff „Oberstufe“ zunächst nicht die schlechtesten Assoziationen: Objektiv betrachtet erinnert der elitär anmutende Terminus an die schulinterne Hierarchie und verweist durch seinen metaphorischen Charakter auf das sprichwörtliche „Licht am Ende des Tunnels“. Wären da nur nicht die zahlreichen spitzen Bemerkungen im Voraus wie „In der Oberstufe trennt sich die Spreu vom Weizen“ oder die eigens kreierten Schreckensszenarien mit endlosen Klausurenmarathons, erbarmungslosen Lehrern und natürlich der Prüfung aller Prüfungen, die jedem Schüler augenblicklich weiche Knie und Schweißausbrüche zaubert. Wohlan, mit einem unguten Gefühl und jeder Menge Nervosität traten wir schließlich die Reise ins Ungewisse an.
Zeit ist Geld
Die wohl größte Umstellung bewirkte zunächst die Fusion aller ehemaligen Klassengemeinschaften zu einem großen Jahrgang, der anfangs noch an die 100 Mitglieder zählte, im Laufe der nächsten zwei Halbjahre jedoch sukzessive auf 84 Mann dezimiert werden sollte. Immerhin verkürzte sich dadurch die allgemeine Korrekturzeit, was der ein oder andere Lehrer bei unseren Kursgrößen sicherlich begrüßte. Apropos Korrektur: Mit der Abgabe der Seminararbeit zu Beginn der 12. Jahrgangsstufe, die die meisten von uns viel Blut, Schweiß und Tränen gekostet hatte, war die erste große Hürde auf dem mittlerweile nicht mehr allzu langen Weg zum Abitur genommen. Die monatelange Recherche, intensive Schreibarbeit und stilistische Präzisierung hatten sich gelohnt. Darauf erstmal ein Bier – oder am besten gleich zwei! Viel Zeit zum Feiern blieb uns allerdings nicht, denn nun wurde es langsam ernst: Das elementare „Handwerkszeug“, ob nun in Deutsch, Mathe, Englisch oder anderen prüfungsrelevanten Unterrichtsfächern, musste spätestens jetzt sitzen, um erste Abituraufgaben in Angriff nehmen zu können. Der täglich wachsende Zeitdruck im letzten, vergleichsweise extrem kurzen Halbjahr machte nicht nur uns Schülern zu schaffen. Auch unsere Lehrer stellten mancherorts mit Schrecken fest: „Wie, es ist bald Notenschluss?!?“
Die Vorbereitungsphase: Lernst du noch oder bist du schon tot?
Der Startschuss für die Abivorbereitungsphase war nun auch für den letzten Müßiggänger gefallen. Da der Countdown bereits lief, verschlug es uns in den folgenden Ferien häufiger an den Ort, den der normale Schüler während dieser Zeit geflissentlich zu meiden versucht: die Schule. Um die ohnehin kräftezehrende und nervenraubende Vorbereitung auf den unmittelbar bevorstehenden Prüfungsmarathon etwas angenehmer zu gestalten, griffen insbesondere unsere Mathelehrer auf das freiwillige Angebot des gemeinsamen Lernens zurück, das die meisten von uns dankbar annahmen. Eine willkommene Abwechslung bot da die traditionelle Mottowoche, die kurzzeitig die Monotonie des täglichen Lerntrotts durchbrach. Neben eleganten Mafiosi und nostalgischen Kindheitshelden betraten wir in dieser Woche auch als Lehrerdoppelgänger kostümiert das Schulhaus – sehr zum Amüsement unserer jeweiligen Vorbilder.
Auf die Plätze, fertig…Abitur!
Am Mittwoch, den 26. Mai 2023 sollte uns das Lachen allerdings schlagartig vergehen, denn nun ging es endlich ans Eingemachte respektive an Gedichts- und Dramenanalysen mitsamt dem Endgegner Parabel. Trotz des coronabedingten Zeitzuschlags erwies sich der ständige Blick auf die Uhr an diesem Tag als unabdingbar, wenngleich sich fünf eindreiviertel Stunden erfahrungsgemäß als eher langatmig erweisen. Aber während der Abiturprüfungen ticken die Uhren ja bekanntlich etwas anders. Inzwischen sind die Todesängste und die zum Zerreißen gespannten Schüler- wie Lehrernerven Schnee von gestern. Die Erinnerung an den sechswöchigen Prüfungsmarathon, der das Ende unserer Schullaufbahn am JEG markiert, dürfte uns hingegen noch lange im Gedächtnis bleiben.
Eine turbulente Zeit mit vielen Auf und Abs
Rückblickend glich unsere Oberstufenzeit einer wahren Achterbahnfahrt, die mal schneller, mal langsamer verlief, und deren Bahn sich häufig abrupt veränderte. Bevor der Wagen allerdings endgültig zum Stillstand kommt und wir, die von der wilden Fahrt noch etwas benommenen Fahrgäste, aussteigen, darf der krönende Abschluss unserer Schullaufbahn am JEG nicht fehlen: Bei der feierlichen Zeugnisverleihung sowie dem anschließenden Abiball am 30.06.2023 darf noch einmal ordentlich gefeiert werden, ehe es auch für uns, den Abiturjahrgang 2023 heißt, Abschied zu nehmen und den Schritt in einen neuen Lebensabschnitt zu wagen.
Sabrina Ball