Online-Lesung des Autors John von Düffel
„Muss man die ganze Welt retten, um den See vor der eigenen Haustüre zu retten?“
Online-Lesung des Autors John von Düffel zu seinem Roman „Der brennende See“.
Eine Veranstaltung für die 12. Jahrgangsstufe des Julius-Echter-Gymnasiums Elsenfeld
Schonmal von dem „brennenden See“ gehört? Was sich nach Humbug anhört, existiert tatsächlich: Der Bellandur-See in Bangalore, Indien, sondert einen hoch entzündlichen Giftschaum ab, der durch ungefilterte Chemikalien, die von der Industrie in das Gewässer geleitet werden, entsteht. Die Folge: Der See „brennt“ an manchen Tagen.
Für John von Düffel, erfolgreicher Schriftsteller, Theaterautor und Dramaturg, war besagtes Phänomen ein „wesentlicher Impuls“ für seinen 2020 veröffentlichten Roman „Der brennende See“, wie er in der Online-Lesung für die Jahrgangsstufe 12 des Julius-Echter-Gymnasiums Elsenfeld am 07.12.2021 verriet. Neben den zahlreichen Wetterberichten, die jedem einzelnen Kapitel vorangestellt sind, spielen auch die menschliche Abhängigkeit von Wasser, der Kampf für die Umwelt sowie das heikle Thema Erbe, mit dem die Hauptfigur Hannah nach dem Tod ihres Vaters konfrontiert wird, eine entscheidende Rolle. Dieser Roman ist eine interessante, lesenswerte Lektüre, die auch als Hommage an die vielfältigen Wassererlebnisse des Autors verstanden werden kann. Nicht zufällig finden sich hier ebenfalls Motive seines preisgekrönten Werks „Vom Wasser“ wieder.
„Wasser ist ein poetisches Element, das zu einem Politikum geworden ist“, so von Düffel. Der Bellandur-See sei nur ein Beispiel dafür. Bezüglich Umwelt- und Klimaschutz rät von Düffel deshalb: „Statt die ganze Welt retten zu wollen, kann es auch der See vor der eigenen Haustür sein“.
Die Veranstaltung diente trotz allem nicht nur dem Plädoyer für Klimaschutz, sondern bot vor allem Anlass zum persönlichen Gespräch zwischen Schülern und Autor. Das Literarische Quartett, das sich am JEG schon einer langen Tradition erfreut, tauschte sich mit John von Düffel nach der Lesung einer ersten Romanpassage über ihre Eindrücke aus. Auf die Frage, ob es eine Fortsetzung von „Der brennende See“ gebe, erwiderte der Autor schmunzelnd, dass ein zweiter Teil, wenn auch eher unwahrscheinlich, dennoch „nicht ausgeschlossen“ sei.
Das Fazit am Ende der kurzweiligen Lesung: Neben vielen aufschlussreichen Einblicken in das Leben eines Schriftstellers konnten sich die Zuhörenden mit dem Autor auch über aktuelle klimapolitische Themen wie „Fridays for Future“ austauschen. Ein herzliches Dankeschön an John von Düffel für sein Bestreben, alle Fragen der Schülerinnen und Schüler stets geduldig, freundlich und ehrlich zu beantworten.
Ihm selbst hat die Lesung offensichtlich auch Spaß gemacht, wie er in einer Email an die Veranstalter verriet:
„Das JEG Elsenfeld wird seinem guten Ruf als literaturoffene und dialogbereite Schule auch unter Corona-Bedingungen mehr als gerecht: Von der Schulleitung über das engagierte Kollegium bis hin zu den Schülerinnen und Schülern mit ihren Leseeindrücken, kritischen und klugen Fragen hat es sich auch im digitalen Format niemand nehmen lassen, der Literatur auf die Spur zu kommen. Mehr Dialog geht kaum von Kachel zu Kachel. Es war eine der gelungensten und muntersten Digitallesungen überhaupt. Herzlichen Dank dafür!“
Und wer weiß, vielleicht kann beim nächsten Wiedersehen schon „Der brennende See, Teil 2“ besprochen werden …?
Sabrina Ball