Non scholae, sed… – na klar!
Sozialpraktische Ausbildung am Julius-Echter-Gymnasium
Bereits der weise Herr Goethe ließ sein Universalgenie Faust erkennen: „Grau ist alle Theorie.“ Und auch viele Schülerinnen und Schüler beklagen immer wieder die zu lebensferne Schulwirklichkeit. Wie gut, dass es in der sozialwissenschaftlichen Ausbildung am Julius-Echter-Gymnasium die SozialPRAKTISCHE Grundbildung gibt, die sich um ein Lernen am und im Leben und um eine fortwährenden Bezug zur gesellschaftlichen Realität bemüht und in deren Rahmen die Jugendlichen ein fünfzehntägiges Sozialpraktikum absolvieren müssen, um ihre sozialwissenschaftliche Ausbildung erfolgreich abzuschließen.
Statt in den Sommerferien am See zu liegen, leisteten die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe Dienst in Kliniken, Pflege-, Alten- und Seniorenheimen des Landkreises oder begleiteten pflegebedürftige Menschen in der Tagespflege. Der ein oder andere lernte auch über den mobilen Pflegedienst, was es heißt, zu Hause auf Unterstützung angewiesen zu sein. Die Begleitung des Personals und die Zeit auf verschiedenen Stationen der Pflegeeinrichtungen ermöglichte einen ganz praktischen, lebensnahen, aber auch vertieften, kritischen Blick in die soziale Wirklichkeit der Pflege, des Pflegnotstands und der Chancen und Herausforderungen sozialer Arbeit in Deutschland.
Theoretisch und auch ganz praktisch vorbereitet auf ihren Einsatz wurden die Schülerinnen und Schüler in der vorletzten Schulwoche durch die Caritas-Sozialstation St. Johannes e.V. in Erlenbach unter Leitung von Susanne König. Auch hier hieß es, statt das Schuljahr entspannt ausklingen zu lassen, noch einmal anstrengen und anpacken. Begleitet durch vielerlei praktische Übungen erlernten die Jugendlichen im Laufe der sogenannten „Woche der Pflege“ die Grundlagen der Hygiene und Desinfektion, der Lagerung und Mobilisierung, der Messung der Vitalfunktionen und die Basics zu Beschäftigung und Nahrungsaufnahme. Sie übten mit Rollstühlen und Rollatoren und begeisterten sich für Pflegeroboter Pepper, der eine muntere Diskussion über die Chancen der Digitalisierung in der Pflege begleitete. Sensiblere Themen wie Demenz, Organspende und generell die Würde der Pflegebedürftigen lösten nachdenkliche Gespräche aus. Die Erfahrung und Authentizität der Pflegekräfte ermöglichte aus Sicht der Schülerinnen und Schüler eine intensive Auseinandersetzung mit theoretischen, praktischen und gesellschaftspolitischen Themenfeldern der Pflege sowie eine sinnvolle Vorbereitung auf das Praktikum, das im Gegensatz zu ihrem Tag im Kindergarten in der Jahrgangsstufe 9 nun den Blick vom hilfsbedürftigen Kind zum hilfsbedürftigen Menschen im Alter lenkt.
Beide Bereiche werden als sozialpolitische Herausforderungen erkannt und diskutiert, die es von der Politik zu bewältigen gilt und die zurück in den Unterricht des Faches „Politik und Gesellschaft“ führen. Welche Lösungsansätze bietet die Regierung? Welche Alternativen bieten die anderen Parteien. Dies gilt es zum Auftakt des neuen Schuljahres zu ermitteln – ganz praktisch in der Durchführung der Juniorwahl.
Pfefferer