Prävention ernst nehmen: Theaterstück „Hau ab!“ am JEG
Der Missbrauch von Kindern ist ein Thema, das leider nach wie vor aktuell ist. Die jüngsten Daten von Statista Research Department zählen 17.168 polizeilich erfasste Fälle von Kindesmissbrauch in Deutschland im Jahr 2022 und bestätigen so diese Tatsache in erschreckender Weise. Am Julius-Echter-Gymnasium im Elsenfeld fand zur Prävention von sexuellem Missbrauch am Dienstag, dem 13. Juni ein interaktives Theaterstück mit dem Titel „Hau ab!“ für die fünfte Jahrgangsstufe statt.
Das Schauspielduo aus Selina Fruechtl und Dirk Bayer präsentierte in zwei Aufführungen den fünften Klassen verschiedene Situationen, in die das Schulkind Annemarie gerät. Während Frau Fruechtl Annemarie beziehungsweise deren Mutter mimte, schlüpfte ihr Schauspielkollege Dirk Bayer als regelrechter Verwandlungskünstler in alle anderen verbleibenden Rollen des Theaterstücks.
An entscheidenden Stellen wurde die Aufführung für die Fünftklässler unterbrochen, um zu diskutieren, welches Verhalten in der jeweiligen Situation angemessen wäre. Die Szenen reichten vom morgendlichen Frühstücksgespräch mit dem fürsorglichen Vater, einer Begegnung mit einem ortsunkundigen Passanten auf dem Schulweg über einen zudringlichen Unbekannten auf dem Heimweg bis zum vermeintlichen „netten Onkel“.
Zentrales Element des interaktiven Stücks war das Beibringen von fünf Vorgehensweisen, um das Missbrauchsrisiko zu vermindern. Der erste Schritt war die humorvolle Vermittlung eines angemessenen Sicherheitsabstands während der Zubereitung des Mittagessens – „zwei Armlängen plus ein Kochlöffel“. Danach bildete der Schrei „Hau ab!“, der mehrfach mit den Kindern bis zum Crescendo geübt wurde, den Mittelpunkt der Aufführung. Das Wegrennen wurde mit „Nix wie weg!“ als dritter Baustein thematisiert. Auch die Möglichkeiten, eine sichere Zuflucht zu finden und Hilfe zu holen, wurden in der Folge besprochen. Als letzter Schritt stand die Nennung des Lieblingsmenschen der Kinder auf der Liste. Der Lieblingsmensch sollte so vertrauenswürdig sein, dass derartige Situation besprochen werden können. Auch die Möglichkeit, sich anonym über die Nummer gegen Kummer (116 111) Rat und Hilfe zu holen, wurde erwähnt. Achtung Kopfhörernutzung: Eindringlich stellten die Schauspieler die dadurch bedingte eingeschränkte Wahrnehmung der Umgebung dar. Auch sollte mit den Eltern ein Abholpasswort vereinbart werden, falls eine Notlage eintritt. Sogar verschiedene Taktiken aus dem Bereich der Selbstverteidigung stellte das Schauspielerduo noch vor.
Nach der Aufführung gestalteten die Schülerinnen und Schüler ein Plakat für das Klassenzimmer auf dem die zentralen fünf Schritte notiert wurden. Die fünften Klassen am JEG sind nun für das Thema sensibilisiert – heutzutage nach wie vor wichtig!
Pöhner