Zwischen Schafsmist und Kulleraugen: Schafe können glücklich machen
Eindrücke zum P-Seminar „Weniger kann mehr sein: Bäuerliche Lebenswelt am Beispiel extensiver Schafhaltung“
Hallo liebe Schafsfreunde, wollt ihr gerne etwas über das diesjährige P-Seminar zu Streuobstwiesen und Schafshaltung erfahren? Wollt ihr ein Lämmchen kennenlernen, das von seiner eigenen Mutter verstoßen wurde?
Das angesprochene Seminar beinhaltete sowohl theoretischen Unterricht, z. B. über Schafsrassen und die Probleme der Schafswollvermarktung in Deutschland, als auch praktische Arbeitszeit auf der Streuobstwiese bei Bayerischen Waldschafen, deren Miteigentümer unser Kursleiter Harald Fischmann ist. Um die gutmütigen Tiere durften wir uns ein Jahr lang immer wieder kümmern, indem wir Quellwasser für sie holten und sie natürlich auch mit Heu und altem Brot fütterten. Um die großäugigen Tiere für uns auseinanderzuhalten, gaben wir ihnen auch lustige Namen wie Dior und Chanel. Auch kümmerten wir uns liebevoll um das Schafsgehege, indem wir regelmäßig ihre Weideflächen erweiterten, wobei wir unter Strom stehende Weidezäune umstecken mussten oder die Wurzeln von stacheligen Brombeeren mit vollen Körpereinsatz aus dem Weideboden rissen. Schnell spürten wir am eigenen Leib, dass es durchaus sinnvoll ist, zu kontrollieren, dass die Batterie des Zauns abgeklemmt ist oder dass es praktisch sein kann, Handschuhe zu tragen. Die brauchten wir auch, als uns Kursleiter Fischmann auftrug, Schafsmist um die Stämme der Apfelbäume zu verteilen.
Außerdem organisierten wir eigenständig, aufgeteilt in Zweiergruppen, verschiedene kleine Exkursionen und Expertenvorträge, die zum Themenkomplex Streuobstwiese und Schafhaltung passten. Beispielweise wurden wir von der Streuobstwiesenbeauftragten der Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg über Projekte zum Schutz sowie der Wichtigkeit von Streuobstwiesen aufgeklärt. Interessant für uns, da Herr Fischmann uns zuvor auf der Schafsweide gezeigt hatte, wie Bäume zugeschnitten werden. Eines dieser Projekte haben wir sogar in Anspruch genommen und vom Freistaat Bayern gesponserte Obstbäume gepflanzt. Tipps zum Pflanzschnitt hat uns dabei der Vorsitzende des Trennfurter Gartenbauvereins gegeben, der auch die Bäume besorgt hat.
Ein Termin, der nicht von allen P-Seminar-Teilnehmenden besucht werden wollte und auch nicht musste, war der bei einem Metzger in Erlenbach. Richtig gehört, manche haben hautnah mitbekommen, wie Schweine geschlachtet wurden, wofür sie um 4 Uhr an einem Samstagmorgen aufgestanden sind! Da in dem Schuljahr keines der Schafe geschlachtet wurde, wollte uns der Kursleiter mittels des Schlachtvorgangs bei Schweinen, der dem von Schafen sehr ähnlich ist, dafür sensibilisieren, dass Fleischkonsum natürlich auch immer mit der Tötung von Tieren verbunden ist. Abgesehen von diesem Besuch wurden wir noch auf einer Wiese über die große Biodiversität auf extensiv genutztem Grünland aufgeklärt. Eine Agrarbiologin informierte die Kursteilnehmenden darüber, dass 60 verschiedene Pflanzenarten auf einer Streuobstwiese leben, etwa 20 hatten wir vorher selbst entdeckt. Informationsreich war auch der Besuch des Obstkulturparks in Trennfurt, der als eine Art Arche für alte Obstsorten gedacht ist. Eine Führung klärte darüber auf, dass viele alte Obstsorten vom Aussterben bedroht sind, weswegen sie in Trennfurt angepflanzt wurden, um ihr Erbgut für die Nachwelt zu erhalten. Außerdem würden Trennfurter Renette, Roter Berlepsch oder die Rheinische Schafsnase auch lecker schmecken. Als Abschluss der Informationsreihe ist noch ein Besuch bei einem Schafbauernhof geplant.
Kommen wir nun zum verstoßenen Lämmchen, um welches sich die Trennfurter Schafsfreunde kümmern mussten: Anfangs musste es mit nach Hause genommen werden, wo es mit dem Fläschchen gefüttert wurde. Auch bei Herrn Fischmann hat es zwei Nächte verbracht. Mäh! Als es fit genug war, ist es dann wieder ganz zu seinen Altersgenossen auf die Weide gekommen, wo es weiter mittels angerührter Trockenmilch und Flasche ernährt wurde. In dieser Zeit war es das Sauberste von allen Lämmern! Es hatte nämlich keine verschmutzen Knie, weil es sich nicht zum Trinken der Muttermilch hinknien musste. Alles in Allem war das P-Seminar eine wunderbare, erkenntnisreiche Erfahrung, die sich vor allem für Tier- und Naturfreunde lohnte. Und vielleicht habt ihr, liebe Leserinnen und Leser, falls dieses P-Seminar wieder einmal angeboten wird, das gleiche Glück und euch rennt kein Schaf davon, das ihr dann einfangen müsst (uns ist keins weggelaufen): Mähh!
Nina Weiner (11C), Madita Häßler (11C), Emmy Endres (11B)