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Non scholae, sed… – na klar!

10. Sep. 2024

Sozialpraktische Ausbildung am Julius-Echter-Gymnasium

„Das sollten alle Schüler machen müssen!“, steht auf vielen der Feedbackzettel, die am Ende der „Woche der Pflege“ auf dem Tisch der betreuenden Lehrkraft landen. Doch die Projektwoche vor den Sommerferien ist ein Privileg der Schülerinnen und Schüler des Sozialwissenschaftlichen Ausbildungszweiges am Julius-Echter-Gymnasium. Unter der Federführung der Caritas-Sozialstation St. Johannes e.V. in Erlenbach unter Leitung von Frank Wegner-Leisner hieß es, statt das Schuljahr entspannt ausklingen zu lassen, noch einmal anstrengen und anpacken, um „aktuelle Entwicklungen im Bereich der sozialen Arbeit kontroverse politische Positionen und Ziele beurteilen“ zu können. So theoretisch das im Lehrplan klingt, so praktisch behandelt wird das in den Einheiten, die die Kooperationspartner aus der Gesundheitsregion Plus für die Jugendlichen anbieten. Begleitet durch vielerlei Übungen erlernen die Jugendlichen im Laufe der Woche durch Fachkräfte der Caritas, der Roheschen Stiftung Kleinwallstadt, der TH Aschaffenburgundder BRK Pflegeschule Untermain in Erlenbachdie Grundlagen der Hygiene und Desinfektion, der Mobilisierung, der Messung der Vitalfunktionen und die Basics zu Bewegung, Berührung und Nahrungsaufnahme. Sie üben mit Rollatoren, simulieren Einschränkungen im Alter und begeistern sich für Pflegeroboter Pepper, der eine muntere Diskussion über die Chancen der Digitalisierung in der Pflege begleitet. Sensiblere Themen wie Demenz, Organspende und generell die Würde der Pflegebedürftigen lösen nachdenkliche Gespräche aus. Die Beratungsstelle für Senioren und pflegende Angehörige e.V. informiert über ihre Arbeit und die Schülerinnen u. Schüler erhalten die Möglichkeit, die Tagesförderstätte der Lebenshilfe zu besuchen. Die Erfahrung und Authentizität der Pflegekräfte ermöglicht aus Sicht der Jugendlichen eine intensive Auseinandersetzung mit theoretischen, praktischen und gesellschaftspolitischen Themenfeldern der Pflege sowie eine sinnvolle Vorbereitung auf das Praktikum, das im Gegensatz zu ihrem Tag im Kindergarten in der Jahrgangsstufe 9 nun den Blick vom hilfsbedürftigen Kind zum hilfsbedürftigen Menschen im Alter lenkt.

Denn statt in den Sommerferien am See zu liegen, leisten die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe Dienst in Kliniken, Pflege-, Alten- und Seniorenheimen des Landkreises oder begleiten pflegebedürftige Menschen in der Tagespflege. Der ein oder andere lernt auch über den mobilen Pflegedienst, was es heißt, zu Hause auf Unterstützung angewiesen zu sein. Die Begleitung des Personals und die Zeit auf verschiedenen Stationen der Pflegeeinrichtungen ermöglicht einen ganz praktischen, lebensnahen, aber auch vertieften, kritischen Blick in die soziale Wirklichkeit der Pflege, des Pflegnotstands und der Chancen und Herausforderungen sozialer Arbeit in Deutschland.

Die ganz und gar sozialpraktische Erfahrung in Kindergarten, „Woche der Pflege“ und Sozialpraktikum führen im neuen Schuljahr zurück in den Unterricht. Die Erfahrungen werden als sozialpolitische Herausforderungen erkannt, die es von der Politik und der Gesellschaft zu bewältigen gilt und im Unterricht des Faches „Politik und Gesellschaft“ diskutiert werden – auch mit den gewählten Volksvertretern des Landtages, wie MdL Thomas Zöller, der sich als Patienten- und Pflegebeauftragter der Bayerischen Staatsregierung den Fragen und kritischen Anmerkungen der Jugendlichen zum Abschluss der Woche der Pflege stellt.

Susanne Pfefferer