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„Fake oder war doch nur Spaß“ – das Theaterensemble Radiks aus Berlin zu Gast am JEG – 24.06.24

07. Juli. 2024

Der Zauber des Theaters entfaltet immer seine Wirkung. Selbst wenn eine nur von Neonlicht beleuchtete Aula, ein minimalistisches Bühnenbild, ein Zwei–Personen–Stück mit wenigen Requisiten und unruhige, offenbar den Gepflogenheiten des Theaters noch fremde 6er aufeinander treffen, bedarf es nur weniger Sekunden, bis die volle Aufmerksamkeit gebannt dem Bühnengeschehen gilt. Da stört auch keine Zwischendurchsage des Abizeitungsverkaufs – das spontane Freeze der Schauspieler erhöht eher die Spannung.

Und so leben und erleben die Schülerinnen und Schüler des JEG und der RS mit, wenn der schmierige Agenturchef die Träume Leas, eine berühmte Sängerin zu werden, mit seinem fiesen Lachen und seinen gemeinen Aussagen beim anschließenden Telefonat mit einem Schnippen zerstört oder wenn sie über die Unsicherheit Leas beim Vorsingen kichern müssen. Auch Leas Verhalten bei den Hausaufgaben: Fernseher läuft – Radio läuft – WhatsApp an – Tablet im Anschlag und der hereinkommende, schimpfende, drohende Vater bieten offensichtlich eine Identifikationsmöglichkeit mit der Hauptfigur.

Doch das inhaltlich auf Befragungen Jugendlicher basierende Stück von Karl Koch hat noch mehr zu bieten: Song- und Telefoneinspieler, Rap- und Gesangsnummern, lässige Jugendsprache sowie zwei junge Schauspieler, Tabea Yener und Richard Rabeus, die mit einem Tisch und einem Stuhl, einem gewechselten Pullover, einem anderen Tonfall plötzlich eine völlig neue Figur und neue Räume präsentieren. Eingestreute Publikumsansprachen oder innere Monologe stellen für das junge Publikum die Zusammenhänge zwischen einzelnen Szenen her oder erklären das Verhalten der Protagonisten, das am Ende in einer Katastrophe gipfelt.

Der Inhalt des Stückes, der, laut Karl Koch: „auf keiner explizit wahren Begebenheit beruht, seit seiner Entstehung im Laufe der Jahre aber immer wahrer wurde“, ist gelebter Alltag unserer Schülerinnen und Schüler. Denn wer bewundert denn nicht insgeheim berühmte Influencer, Sängerinnen, Models, Blogger etc.? Dass aber der Neid der anderen in Cyber-Mobbing, Ausgrenzung und Hatespeech enden kann, hat hoffentlich noch nicht jede(r) erleben müssen. Daher wünscht sich das Team des Medienführerscheins, dass dieses Stück sensibilisiert und die Augen öffnet für wahre Freunde, echtes Leben und den Mut, man selbst zu sein.

Stellvertretend für das Team des Medienführerscheins – Susanne Ingenbleek