Zeitzeugengespräch der 11. Jahrgangsstufe mit Dr. Charlotte Knobloch
„Es ist gut, dass man weiß, was Menschen Menschen antun können!“
Am 20. November 2025 fand für unsere 11. Jahrgangsstufe ein eindrucksvolles Online-Gespräch mit Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch statt. Organisiert von der Friedrich-Ebert-Stiftung, bot die Veranstaltung über 4.000 Schülerinnen und Schülern aus ganz Deutschland die Möglichkeit, von einer der letzten lebenden Zeitzeuginnen des Holocaust zu lernen.
Dr. Knobloch, die als Kind die Pogromnacht erlebte und unter dramatischen Umständen die NS-Zeit überlebte, teilte ihre bewegte und bewegende Lebensgeschichte mit den Jugendlichen. Sie sprach über die schmerzhaften Erinnerungen an persönliche Ausgrenzungserfahrungen in ihrer Kindheit und rief die junge Generation dazu auf, sich aktiv gegen Vorurteile und Antisemitismus einzusetzen.
Besonders eindringlich war ihr Bericht über die Menschen, die ihr in den dunkelsten Zeiten unter Einsatz ihres eigenen guten Rufes und Lebens halfen. Sie erzählte von der katholischen Bauernfamilie in Mittelfranken, die das jüdische Mädchen unter falschem Namen versteckte und als uneheliche Tochter ausgab und dem örtlichen Pfarrer, der nicht nur davon wusste, sondern ihr auch half, die falsche Identität aufrechtzuerhalten, indem er ihr beispielsweise zeigte, wie sie sich beim sonntäglichen Kirchgang zu verhalten hatte, um nicht aufzufallen. Diese Geschichten von Mut und Menschlichkeit standen im Kontrast zu den Schrecken, die sie erlebte, und verdeutlichten die Bedeutung von Solidarität in schwierigen Zeiten.
Nach Kriegsende wollte Charlotte Knobloch eigentlich nicht zurück nach München, „zu den Menschen, die uns so schlecht behandelt haben“ und jetzt plötzlich freundlich zu ihr waren, um sich selbst „reinzuwaschen“. Doch es kam anders, obwohl ihre Koffer noch jahrzehntelang gepackt blieben, um Deutschland zu verlassen.
Den wieder zunehmenden Antisemitismus und die mancherorts deutlich spürbare Menschenverachtung beobachtet sie mit großer Sorge. Ihre Botschaft ist klar: Erinnern ist unerlässlich, um die Werte von Demokratie und Menschlichkeit zu verteidigen.
Am Ende des Gesprächs appellierte sie an die Schülerinnen und Schüler, sich aktiv für eine offene und tolerante Gesellschaft einzusetzen. „Es liegt in eurer Hand, die Zukunft zu gestalten“, rief sie ihnen zu.
Die Veranstaltung hinterließ einen nachhaltigen Eindruck und regte zum Nachdenken an. Die authentischen und eindringlichen Schilderungen der 93-Jährigen Charlotte Knobloch ermutigten die Jugendlichen, sich für ihre Überzeugungen einzusetzen und sich gegen jede Form von Diskriminierung zu stellen.
Voß