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„Der Herr der Diebe“: Spannendes Schultheater am JEG

08. Juli. 2025

Venedig –nicht nur Traumziel für verliebte Milliardäre, sondern für jeden, der seinem tristen Alltag entkommen will. Auch die Brüder Prosper und Bo sind auf Flucht: Nach dem Tod ihrer Mutter sollen sie voneinander getrennt werden. In Venedig treffen sie den „Herrn der Diebe“ und ein märchenhaftes Abenteuer beginnt. Auf die Bühne, sprich die Aula des Julius-Echter-Gymnasiums, gebracht hat das gleichnamige Stück nach einem Roman von Cornelia Funke die Mittelstufen-Theatergruppe mit ihrer Regisseurin Lone Wulff am 3. Juli.

Prosper (Lily Kraske) und sein kleiner Bruder Bo (Maria Schäfer) verstecken sich vor ihrer Tante Esther (Mia Müller) und ihrem ebenfalls Kinder eher hassenden Gatten Max (Mathilda Rein). Denn die beiden wollen nur Bo adoptieren, der kleine Prosper soll ins Waisenhaus. Dafür dass sich die zahlreich erschienen Zuschauer ebenfalls in die Lagunenstadt versetzt fühlen, sorgt die AG „Schulspiel und Kulissen“ von Vera Henzel mit ihrem bunten und bis ins Detail liebevoll gestalteten Bühnenbild. Großartig etwa das chaotische Büro von Detektiv Getz (Helena Dörr), der Prosper und Bo im Auftrag von Tante und Onkel finden soll. Helena verkörpert den sympathischen Detektiv, der sich am Schluss gegen seine Auftraggeber stellt und zum Freund der Ausreißer wird, mit sichtlicher Freude und perfektem Timing. Das gilt natürlich ebenfalls für die anderen Mitglieder des spiellustigen und sehr textsicheren Ensembles, so dass Souffleuse Nele Ramstöck nicht gebraucht wurde.

Gemeinsam mit Wespe (Greta Wengerter), Riccio (Tina Schüßler) und Mosca (Felix Dominik), allesamt ohne Eltern, folgen Prosper und Bo Scipio, dem Herrn der Diebe (Mia Leibmann), den sie bald als Betrüger entlarven werden. Denn der angeblich arme Schlucker entpuppt sich als Sohn aus reichem Hause, der unter seinem kaltherzigen Vater, Dr. Massimo (Emma Eisert) zu leiden hat. Doch dann erhält Scipio den Auftrag eines Conte, von Danica Adams herrlich zwielichtig dargestellt, etwas aus dem Haus von Ida Spavento (Mia Buhleier) zu stehlen, einen Gegenstand mit magischen Kräften, der das Leben aller an der Geschichte Beteiligten mehr oder minder stark verändern wird – und das Verhältnis des Herrn der Diebe zu seiner Bande kitten kann. Auch das Schicksal von Bo und Prosper wendet sich schließlich zum Guten.

Es bereitet großes Vergnügen, bei diesem Theaterevent dabei zu sein; Spielleiterin Wulff hat alle Register gezogen: Rasant und spannungssteigernd reiht sich Szene an Szene, bis hin zu einer grandiosen Verfolgungsjagd im Boot durch die Kanäle des nächtlichen Venedigs. Auch die Rollenverteilung passt, jede Figur überzeugt. Lily und Maria als Brüderpaar agieren gekonnt miteinander und Mia als Meisterdieb Scipio hat am Höhepunkt des Stückes einen großen Auftritt, als er sich vom Kind zum Erwachsenen verwandelt und so seinem fiesen Vater entkommt – dank eines alten magischen Karussells, dessen fehlendes Teil der Conte hat stehlen lassen. Und nicht zu vergessen die tolle Leistung von Mirka Frank in der Rolle des Hehlers Barbarossa, der nicht nur ahnungslose Touristen sondern auch die Kinderbande übers Ohr hauen will. Dabei zerstört Barbarossa das Karussell, so dass es in Flammen aufgeht, was durch rot flackernde Scheinwerfer schaurig illuminiert wird; nur einer von vielen Coups des Technik-Teams von Sebastian Tausch.

Begeistertes Händeklatschen am Ende des Stückes ist der Lohn für die vielen Probestunden und auch das Signal, dass man aus Venedig wieder ans JEG und den Schulalltag zurückgekehrt ist. Schade!

Thum