“Double, double toil and trouble; Fire burn and cauldron bubble.”
Der leichte Dunst über den Wiesen an der Dammsfeldstraße versetzte um kurz nach sieben Uhr die Anwesenden auf Anhieb in die passende Stimmung für das, was da am Julius-Echter-Gymnasium in Elsenfeld aufgeführt werden sollte. Die Schauspieler Sophie Hass und Anthony Ford aus England sind für ein Jahr für das Phoenix-Theatre auf Tour in Deutschland und haben das JEG mit ihrer Interpretation zweier englischsprachiger Stücke nach Schottland entführt.
Geeignete Helfer aus der Schülerschaft für das Ausladen des Phoenix-Vans? Kein Problem, denn so konnte man einmal erfahren, wie es ist als Schauspieler „on the road“ zu leben und zu arbeiten. Die Tür mit dem Feuervogel ging auf und es erschienen die Requisiten: Ein mittelgroßer Sarg für den pubertierenden Vampir, große Kerzenständer, düster bedruckte Wände für den Hintergrund und natürlich der Dolch für Macbeth. Dies und noch viel mehr wurde in oft erprobter Routine ausgepackt, aufgebaut und mit Spots angeleuchtet. Die Liebe zum Detail merkte man den Darstellern auch bei den Kostümen an, die ganz und gar die passende Atmosphäre vermittelten.
Im Unterstufenmusical „McVamp“ von Kristi-Anne Seth lebt Cedric mit seiner sehr altmodischen Familie in einem schottischen Schloss und es wird von ihm erwartet, dass er im Familienunternehmen, der „McVamp’s Blood Bank“ mitarbeitet. Aber Cedric träumt von ganz anderen Dingen und hat Gewissensbisse. Shakespeares Macbeth in der adaptierten Version von Kelly Griffith für die Oberstufe ist ein übernatürliches Stück über Macht, Verrat und das Schicksal. Beide Aufführungen waren in hohem Maße interaktiv, was ihren besonderen Reiz ausmachte. Macbeth wird regulär im Unterricht an der Oberstufe behandelt und war deshalb besonders lehrreich. Für das englische W-Seminar am JEG („Ambition, Love and Power in Shakespeare“) bot das Stück eine anschauliche Abwechslung zu den Fachbüchern.
Bevor es sich die Schülerschaft allzu sehr auf den Stühlen in der großen Aula des JEG bequem machen konnte, donnerte es schon aus den Lautsprechern und brachte alle aus ihrer Komfortzone gefühlsmäßig mitten rein in die schottischen Highlands. Das Niveau der Dialoge war durchweg an die jeweilige Stufe angepasst, man merkte aber trotzdem, dass es sich hier um „echtes Englisch“ handelte. Beim adaptierten Shakespeare-Stück konnte das kundige Publikum aber auch einige Originalzitate des großen Barden wiedererkennen.
Das Ensemble hat es beim Unterstufenstück geschafft, das ernste Thema der Persönlichkeitsentwicklung humorvoll in ihre Darbietung einzuflechten. So fanden sich nach den Aufräumarbeiten auch schnell neue Fans aus der Unterstufe bei den Schauspielern ein. Die Kritiken aus der Oberstufe waren einhellig der Meinung, dass man den Englischunterricht gerne wieder auf die Bühne ausweiten könne. Die Aufführungen seien „hilarious“ gewesen und so mancher war verwundert, wie phantasievoll man Shakespeare vom Papier auf die Bühne ans JEG holen kann.
Bilgin