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Den Rittern auf den Spuren

06. Jul. 2023

Hoher Besuch beehrte am 29. Juni den Pausenhof des Schulzentrums Elsenfeld: Ritter Jürgen und Burgherrin Katja stellten den 7. Klassen der Realschule Elsenfeld und des Julius-Echter-Gymnasiums das Leben im Mittelalter vor.

Dr. Jürgen Jung und Dr. Katja Focke, wie die beiden Rittersleut mit bürgerlichen Namen heißen, erforschen seit Jahren u. a. im Rahmen des Vereins Burgenlandschaft e.V. die archäologischen Hinterlassenschaften des Mittelalters am Untermain. Deswegen konnten beide auch mit einer Fülle an Infos zum Alltag der Menschen auf einer Burg aufwarten. Erstaunt vernahmen die Siebtklässler zum Beispiel, das der mittelalterliche Bogen viel treffsicherer war als die im Spätmittelalter aufkommende Muskete und nur der Mangel an ausgebildeten Bogenschützen den Pulverwaffen zum Durchbruch verhalf.

Wie ein Bogen zu handhaben ist, führte Ritter Jürgen gleich selbst vor und machte dabei das bekannte „Victoryzeichen“. Dieses stammt nämlich ebenfalls aus dem Mittelalter und bedeutet, dass der Bogenschütze noch seine beiden Finger hat, mit denen er den Bogen spannt, und sie ihm nicht abgehauen wurden. Mit dabei hatte Jürgen Jung auch seine ganze Schutzausrüstung, deren schweres Gewicht die Zuhörerschaft beim Herumreichen eines Panzerhandschuhs deutlich spürte.

Doch nicht nur das ritterliche Waffenhandwerk beeindruckte die Schülerinnen und Schüler. Auch der Alltag in Form der Kleidung aus Wolle oder Leinen sowie auch diverse Handarbeiten am Beispiel eines Keramikfundes bei Amorbach oder das Weberbrettchen riefen großes Interesse hervor. Katja Focke illustrierte am Beispiel ihres Gewandes, das aus Woll- und Leinenstoffen bestand, wie die Frauen im Mittelalter aussahen. Da das Weben eine zeitaufwändige Angelegenheit war, kosteten Stoffe im Mittelalter ein Vermögen. So war das Segel eines Wikingerschiffs ebenso viel wert wie der Schiffsrumpf selbst. Adlige und einfache Leute unterschieden sich deswegen auch nicht im Schnitt ihrer Kleidung, sondern in der Länge: Je mehr Stoffe, umso reicher die Trägerin!

Gekrönt wurde der Besuch der beiden Mittelalterexperten durch einen Schuss mit der Blide, einem mittelalterlichen Katapult, das während der Belagerungen zum Einsatz kam. Nachdem der erste, zur Demonstration abgefeuerte Schuss etwas kläglich ausgefallen war, lud Jung sofort nach und der Stein zischte an den Schülerköpfen vorbei und schlug dicht neben ihnen ein; ein Glück, dass die Blide nur ein stark verkleinerter Nachbau war, denn sonst hätte wohl so mancher Schüler den Schreck seines Lebens bekommen. So war es einfach eine sehr lehrreiche, gelungene Veranstaltung.

Thum