Robert Löhr (2010 & 2011)
„Klassiker, ganz privat, geraten sich in die Haare“
Robert Löhr begeistert mit seinen virtuosen historisch-literarischen Vexierspielen

Spaß machen diese Bücher mit ihrer ausgefeilten Sprache, den zahllosen tollen Einfällen, die auch vor Kalauern nicht zurück schrecken, vielen Lesern: den Fans historischer Romane genau so wie denen, die sich in den Romanen auf die Zitaten-Schnitzeljagd begeben. Immerhin mehr als 1000 Zitatnachweise hat Löhr zu jedem der beiden jüngeren Romane notiert – gerade in diesen „Fußnoten“-Zeiten eine interessante Fußnote bei der Lesung am Montagabend, die Löhr mit perfekter, lebendiger Intonation und mitreißendem Temperament auf Einladung des Buchhauses und des Julius-Echter-Gymnasiums im Hilde-Domin-Saal vor mehr als 50 Literaturfreunden zelebrierte.
„Ich habe über „Klassiker ganz privat“ geschrieben, die sich oft „in die Haare geraten“, sagte Löhr, der von seiner „deutschen romantischen Allstar-Truppe“ sprach und von Elementen einer „bewussten Hollywood-Kolportage“. Offenbar ist das ein Rezept, das er auch in seinem aktuellen Roman weiter verfolgt. Und da gab es in Elsenfeld eine Art „Weltpremiere“: Zum allerersten Mal las Löhr eine Episode aus dem noch unveröffentlichen Buch über den Sängerkrieg auf der Wartburg, diese echte oder fiktive Vorform des Grand Prix Eurovision für Minnesänger im Jahr 1206. Und alle, die das Glück hatten, diesen Ausschnitt über den berühmt-berüchtigten „Latrinensturz zu Erfurt“ mit dem Protagonisten Heinrich von Weißensee mitzuerleben, werden gespannt darauf warten, dass das Buch zur Frankfurter Buchmesse 2012 bei Piper erscheinen wird.
Text und Bilder: Heinz Linduschka
Die Bücher von Robert Löhr:
Der Schachautomat. Roman über den brillantesten Betrug des 18. JahrhundertsDas Erlkönig-Manöver
Das Hamlet-Komplott
Erhältlich in allen Buchhandlungen.
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Goethe, Kleist, Schlegel und Tieck - ein deutsches „Rat Pack“
Robert Löhr begeisterte in Elsenfeld mit seinem „Hamlet Komplott“
1973 wurde Robert Löhr in Berlin geboren, er arbeitet als Schriftsteller und Autor für Film, Fernsehen und Bühne - und nebenher als Regisseur, Schauspieler und Puppenspieler. Aufgewachsen ist er in Berlin, Bremen und Santa Barbara (USA). Heute lebt er in Berlin und am Mittwochabend waren rund 60 Literaturfreunde sehr froh, dass es dem Buchhaus Elsenfeld zusammen mit dem Julius-Echter-Gymnasium gelungen war, den „Senkrechtstarter“ der deutschen Gegenwartsliteratur in den Rudolf-Harbig-Saal nach Elsenfeld zu locken. Zwei Stunden lang zündete der begnadete Leser des eigenen Werkes ein Feuerwerk von Pointen, witzigen Dialogen und spannend-hintergründigen Geschichten rund um deutsche Geistesheroen aus Klassik und Romantik, ließ Goethe, Kleist, Schlegel und Tieck zusammen mit der Deutsch-Französin Madame de Staël 360 Seiten lang ein Verwirrspiel rund um die Reichskrone und gegen den Eroberer Napoleon vollführen und den ungleichen Kampf schließlich mit einer Art Unentschieden enden – aber mit einem Unentschieden der besten Sorte.
Frank Sinatra, Sammy Davis jr. und Dean Martin nannte man in den frühen 60er Jahren in Las Vegas „the Rat Pack“, seit 2007 Löhrs „Erlkönig Manöver“ und 2009 sein „Hamlet-Komplott“ erschienen ist, weiß man, dass es auch kurz nach 1800 in Deutschland eine Art „Rat Pack“ gab, bestehend aus den großen Namen der deutschen Literatur. Das Schönste an den erfolgreichen Romanen Löhrs, die inzwischen in 20 Sprachen übersetzt sind: Man kann sie ganz unverkrampft und unvoreingenommen als unterhaltsame, spannende Historienbücher lesen, man kann sie aber auch als Steinbruch und Goldgrube für Literaturfreaks nutzen, zahllose Zitate der Klassiker wiedererkennen – in ganz neuen Zusammenhängen und mit ganz neuen Bedeutungen.

Am Ende der Lesung waren sich alle Zuhörer einig: Wenn Löhr sein Versprechen wahr macht und „Erlkönig“ und „Hamlet“ mit einem dritten Band zur Trilogie rundet, dann dürfte in Elsenfeld der Harbig-Saal aus allen Nähten platzen. Und Löhr verriet auch, was in diesem Band passieren könnte: „Dann würde ich endlich Kleist unter die Erde bringen. Das wäre ein schönes Ende.“
Text und Bilder: Heinz Linduschka